Die politische Entscheidung steht noch aus, ob die Anlage, von der es erst zehn in Deutschland gibt, gebaut wird.

Marschacht. Bioerdgas aus der Samtgemeinde Elbmarsch könnte demnächst das öffentliche Gasnetz bereichern. Das Konzept für eine Biomethananlage im Gewerbepark des Marschachter Ortsteils Eichholz steht zur politischen Diskussion. In der Anlage soll überwiegend aus Gras, aber auch in geringerem Maß aus Rüben und Mais Biogas produziert werden, das die Anlage in einem nächsten Schritt so verarbeitet, dass das Biogas die Qualität von Erdgas erreicht. Bisher sind in Deutschland erst zehn solcher Biomethananlagen in Betrieb.

Das Konzept für die Elbmarsch hat Peter Krabbe vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management, kurz B.A.U.M., in Hamburg erarbeitet. Er sagt: ,,Das Argument für einen Standort in der Elbmarsch ist das große Potenzial an Grünland. Es stehen viele tausend Hektar zur Verfügung." Denn nach den Worten von Samtgemeindebürgermeister Rolf Roth (SPD) ist vorgesehen, das Gas zu 60 bis 70 Prozent aus dem heimischen Grasschnitt zu erzeugen. ,,Die dritte und vierte Mahd im Jahr, die die Landwirte sonst kaum verwerten können, sollen in der Anlage verarbeitet werden", sagt Roth. Dazu kämen Mais mit einem Anteil von zehn Prozent und Rüben mit 20 Prozent als weitere nachwachsende Rohstoffe.

Peter Krabbe berichtet, dass die Kosten für den Bau der Biomethananlage, in der jährlich rund 2,8 Millionen Kubikmeter Gas hergestellt werden sollen, bei sechs bis sieben Millionen Euro liegen. ,,Wir wollen die Bauern in der Region beteiligen, denn das Projekt funktioniert nur gemeinsam mit der Landwirtschaft", sagt Krabbe. Bislang seien schon 20 Vorverträge mit Landwirten geschlossen worden. ,,Wir wollen keine Existenzen ruinieren, sondern den Strukturwandel in der Landwirtschaft stattfinden lassen, indem die Bauern die Rohstoffe liefern, sich aber auch ähnlich wie bei einer Genossenschaft an der Anlage beteiligen können." Vorrangig habe er die Not leidenden Milchbauern in der Region ins Auge gefasst für das Vorhaben. ,,Ihnen soll ein sicheres zweites Standbein geschaffen werden, sodass sie nicht weiter von den desaströsen Milchpreisen abhängig sind."

Allerdings rege sich bei einigen Milchbauern Widerstand gegen die Biomethananlage, räumt Volkswirt Krabbe ein. Das bestätigt auch Bürgermeister Roth. ,,Sie befürchten, dass die Pachtpreise für Weiden steigen, wenn die Anlage in Betrieb geht", sagt Roth. Doch in der politischen Diskussion - der Samtgemeinderat befasst sich mit dem Konzept für die Anlage bei seiner Sitzung am Montag, 21. September, - seien noch weitere Argumente gegen deren Bau ins Feld geführt worden. ,,Der Standort in Eichholz ist nicht ideal, weil die Wege für die Anlieferung zu weit wären. Denn das Einzugsgebiet der Anlage würde sich bis Drage, Laßrönne, Luhdorf, Rottorf und Rottorf erstrecken", berichtet Roth.

Günstiger wäre seines Erachtens ein Standort in Tönnhausen oder Hunden. Zudem würde die Anlage mit 15 000 bis 20 000 Quadratmetern viel Fläche verbrauchen. ,,Das ist ein Drittel des Gewerbegebietes." Zudem würden nur wenig neue Arbeitsplätze entstehen und die Anwohner müssten zu bestimmten Zeiten das erhöhte Verkehrsaufkommen wegen der Anlieferung erdulden, nennt Roth weitere Gegenargumente. Und auch der Betreiber der Biogasanlage in Tespe erhebe Einspruch. ,,Deshalb sollen Vorverträge mit Landwirten nur außerhalb eines Radius von zehn Kilometern um die Tesper Anlage geschlossen werden, damit keine Konkurrenzsituation entsteht." Die Diskussion sei schwierig, meint Roth. Auch wenn eine Biomethananlage aus Sicht der regenerativ erzeugten Energie in die Elbmarsch passen würde.