Der politisch angeschlagene Bernd Althusmann nimmt am CDU-Wahlkampfauftakt mit Ministerpräsident David McAllister teil.

Adendorf. Der Kommunalwahlkampf in Stadt und Landkreis ist eröffnet. Vier Wochen vor dem Wahltermin am Sonntag, 11. September, haben die beiden großen Parteien CDU und SPD am Wochenende den Startschuss mit prominenten Unterstützern gegeben.

Die SPD holte den Oberbürgermeister von Hannover, Stephan Weil, als Zugpferd in den Clamartpark nach Lüneburg, die CDU ihren Chef David McAllister auf den Adendorfer Rathausplatz. Der Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzende schwor vor rund 200 Zuhörern die Christdemokraten auf den Wahlkampf ein. Mit dabei war der in die Kritik geratene Kultusminister Bernd Althusmann aus Lüneburg. Ihm wird vorgeworfen, bei seiner Doktorarbeit getäuscht zu haben. Die Universität Potsdam prüft zurzeit den Plagiatsverdacht.

Es war kurz vor halb elf am Sonnabendvormittag, als der CDU-Kreisvorsitzende Eckhard Pols den Ministerpräsidenten am Rathausplatz in Empfang nahm. Nachdem McAllister die Direktkandidaten für die hauptamtlichen Bürgermeisterposten in Adendorf (Kerstin Roloff), Bardowick (Heiner Luhmann), Amt Neuhaus (Ralf Makagon) und Scharnebeck (Laars Gerstenkorn) persönlich begrüßt hatte, kam es zu einem freundlichen Handschlag zwischen Ministerpräsident und Kultusminister, mit dem viele nicht gerechnet hatten. McAllister und Althusmann zeigten sich gemeinsam. Die beiden befreundeten Politiker unterhielten sich und scherzten. Danach lauschte Althusmann der Rede des Ministerpräsidenten, nicht an seiner Seite oben neben dem Rednerpult, sondern leger und ohne Schlips unten im Publikum.

Der Auftritt des politisch angeschlagenen Ministers behagte nicht jedem an der Parteibasis, der an diesem Vormittag nach Adendorf gekommen war. Die Wahlkämpfer murrten zwar leise, dennoch war ihre Kritik deutlich in Gesprächen zu hören. Sie befürchten, dass das Erscheinen Althusmanns bei der öffentlichen Veranstaltung der CDU im Wahlkampf schaden könnte. Sie meinten, der Kultusminister habe der Partei in Stadt und Kreis mit seiner Teilnahme am Wahlkampfauftakt einen Bärendienst erwiesen.

Doch es gab auch andere Stimmen an der Parteibasis. So sagte etwa Klaus Olshof, CDU-Bürgermeister in Reppenstedt, er hätte Althusmann vermisst, wäre er nicht mit von der Partie gewesen. "Er ist einer von uns und gehört zu einer Parteiveranstaltung dazu. Sein Auftreten schadet der CDU nicht", so Olshof. Im Übrigen lehne er die Vorverurteilung Althusmanns ab.

Das sahen die beiden Mitglieder der Jungen Union, der Kreisvorsitzende André Kleine-Möller aus Adendorf und sein Stellvertreter Steffen Gärtner aus Südergellersen, auch so. "Die Prüfung der Uni Potsdam läuft. Somit gilt die Unschuldsvermutung", sagten sie. Althusmann sei nach wie vor gern gesehen. "Deshalb werden wir ihn weiterhin zu Wahlveranstaltungen einladen", so Steffen Gärtner.

Auch die neutralen Zuhörer auf dem Rathausplatz, die nicht der Partei angehören, sahen Althusmanns Auftritt gelassen. "Es ist gut, dass er da ist. Die CDU demonstriert Einheit und das wird ihr nützen", sagte Klaus Sahnwald aus Adendorf. Dass sich der Kultusminister in der Öffentlichkeit zeigt, sich ihr stellt und nicht abtaucht, sei ein richtiges Signal, so Jörg Schwiemann, ebenfalls aus Adendorf.

Der Ministerpräsident warb in seiner Rede dafür, die Kommunalwahlen parteiübergreifend in ihrer Wichtigkeit darzustellen, um eine angemessene Wahlbeteiligung zu erreichen. "Die kommunale Demokratie ist die Basis unseres Gemeinwesens", so McAllister. Die CDU strebe an, stärkste Partei in den Kommunen zu bleiben. Er gab den Wahlkämpfern ein Zitat von Konrad Adenauer mit auf den Weg für die kommenden vier Wochen: "Wahlkampf macht Spaß. Man muss nur gewinnen."