"Der Klimawandel ist nicht mehr zu stoppen. Nur mit intensiven politischen, wirtschaftlichen und technischen Anstrengungen können wir den Anstieg der globalen Erwärmung bremsen", sagt der Kieler Klimaexperte Prof. Mojib Latif im Gespräch mit dem Abendblatt. Diese Erkenntnis findet sich auch im vierten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimawandel der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change - kurz IPCC), der Anfang 2007 erscheinen wird. Diese Studie für die Uno warnt einmal mehr vor dramatischen Auswirkungen des Klimawandels. Das Bundesumweltministerium nannte den Bericht alarmierend.

Nach Berechnungen des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, das an diesem Bericht mitgearbeitet hat, wird die globale Erwärmung gegen Ende dieses Jahrhunderts zwischen 2,5 und 4,1 Grad Celsius betragen - je nachdem, wie viel Treibhausgas bis dahin in die Atmosphäre abgegeben wird, wie viel von Meeren und Wäldern gebunden wird, wie viel Eis schmilzt. Denn je weniger Eis die Erde bedeckt, desto weniger Sonnenlicht wird reflektiert, desto mehr Sonnenstrahlen heizen der Erde ein.

Bereits in den vergangenen 100 Jahren stieg die globale Temperatur um 0,8 Grad Celsius. Davon seien 0,5 bis 0,6 Grad Celsius vom Menschen verursacht, so Prof. Latif, weil er beim Verbrennen fossiler Energien massenhaft das Treibhausgas Kohlendioxid produziere. Obwohl im Kyoto-Protokoll 1990 vereinbart wurde, den Ausstoß von Treibhausgas zu senken, seien seitdem faktisch 30 Prozent mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gepustet worden, so Prof. Latif. "Vor allem China, Indien und die USA machen Dampf - im wahrsten Sinn des Wortes."

Die Hamburger Klimaforscher errechneten, dass die Arktis gegen Ende dieses Jahrhunderts im Spätsommer eisfrei sein könnte. Sicher ist, dass die kleinen Gletscher bis 2100 von der Erde verschwinden werden. Das wird die Alpen treffen, zumal auch die mächtigen Gletscher leiden werden. Umstritten ist, in welchem Umfang und in welchem Zeitraum. "Wir wissen, dass bei einem Anstieg der globalen Temperatur um drei Grad Celsius das Eis auf Grönland wegschmelzen wird - doch wir wissen nicht, ob das in 200 oder in 2000 Jahren der Fall sein wird", erläutert Mojib Latif. Doch nicht nur Grönland wird sich verändern - in Deutschland werden Supersommer und Wetterextreme zunehmen. "Wir müssen uns auf diese Entwicklung einstellen", fordert Latif und betont zugleich, dass der Kohlendioxid-Ausstoß unter allen Umständen gedrosselt werden muss.