Homöopathie, Akupunktur und Kräuter können helfen, wenn uns das Abschalten einfach nicht gelingt und die Nacht zur endlosen Qual wird. Sie bringen Körper und Geist zur Ruhe und sorgen für einen ruhigen und erholsamen Schlaf

Sie gehen todmüde zu Bett, freuen sich auf den wohlverdienten Schlaf. Doch kaum haben Sie sich in die warmen Kissen gekuschelt, sind Sie plötzlich hellwach. Alle möglichen Gedanken schießen Ihnen durch den Kopf. Stress am Arbeitsplatz, ein heftiger Streit in der Familie oder finanzielle Sorgen rauben Ihnen den Schlaf. Und wie notwendig der ist, merken wir erst, wenn er uns fehlt. Mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland kämpfen mit diesem Problem. Viele von ihnen greifen reflexartig nach Schlaftabletten, wenn der Schlaf ausbleibt. Dabei kann auch ein ganzes Arsenal sanfterer Methoden Erfolg haben: Die Naturheilkunde empfiehlt unter anderem Fasten, homöopathische Mittel, pflanzliche Wirkstoffe oder Akupunktur. Vor jeder Therapie aber muss zunächst die Ursache geklärt werden, betont Dr. Antonius Pollmann, der Erste Vorsitzende des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren in Deutschland. Ein besonderes Augenmerk richtet Pollmann dabei auf die Zunge des Patienten. "An der Zunge kann ich die Reaktionsfähigkeit des Organismus ablesen und sehen, wie die Organsysteme arbeiten." So könne jemand mit einer sehr blassen Zunge weniger gut kalte Speisen und Rohkost vertragen und reagiere darauf eher mit Müdigkeit oder Druck im Bauch.

Ein weißer Belag kann auf einen beginnenden grippalen Infekt deuten, wenn Fieber dazukommt, ist die Zunge gelblich belegt. Patienten, deren Zunge sehr rot sei, vertragen Kaffee nicht so gut und bekommen davon leichter Sodbrennen. Weiter untersucht er den Puls des Patienten, fragt nach Krankengeschichte und Begleitsymptomen wie Schwitzen oder Albträumen. "Wenn uns Grübeln und Sorgen am Einschlafen hindern, kommt das Bewusstsein nicht zur Ruhe", so Pollmann. Aber nicht nur die Ursachenforschung, sondern auch für die Behandlung nimmt der Arzt auch Methoden die Traditionelle Chinesische Medizin zur Hilfe. Um das Chen, wie die Chinesen sagen, wieder zur Ruhe zu bringen, wendet Pollmann die Akupunktur an. "Die Nadeln werden in bestimmte Punkte am Kopf und am Handgelenk gestochen und bleiben dann 20 bis 30 Minuten liegen", erklärt der Mediziner. Eine Behandlungsserie umfasse meist zwischen fünf und 15 Sitzungen. Die Wirkung der Nadeln erklärt er so: "Bei der Akupunktur beeinflusse ich die Selbstregulation des Organismus. Normalerweise regeln sich das Hormon-, Nerven- und Stoffwechselsystem auf ein Gleichgewicht ein. Mit der Akupunkturnadel versuche ich, dieses gestörte Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen." Aber auch pflanzliche Mittel können den heiß ersehnten Schlaf zurückbringen. "Zum Beispiel wirken Essenzen aus Hopfen, Passionsblumen oder Baldrian schlafanstoßend", sagt Pollmann.

Wenn Menschen zwar gut einschlafen können, aber immer wieder nachts zwischen eins und drei aufwachen, führt der Mediziner diese Schlafstörung auf eine andere Ursache zurück. "Solche Schlafstörungen sind im Chinesischen typisch für eine Belastung des Funktionskomplexes Leber. Aber das muss keine Lebererkrankung sein im Sinne unserer westlichen Medizin", betont Pollmann. Die Chinesen sehen die Leber eingebunden in einen Funktionskomplex, zu dem die Organe Leber und Galle, Muskeln und Sehnen und Gefühle der Aggression gehören. Zur Behandlung wendet Pollmann eine chinesische Kräuterrezeptur und Akupunktur an. Bei Menschen, deren Nachtruhe vorzeitig in den frühen Morgenstunden zu Ende ist, geht Pollmann nach der chinesischen Theorie von einer Belastung des Funktionskreises Dickdarm aus. "Dazu gehören die Funktion des Enddarmes, des Bindegewebes und Gefühle wie Sorgen und das Grübeln.

Diese Patienten leiden oft unter funktionellen Darmstörungen wie Verstopfung oder Durchfall." Ihnen würde oft eine Fastenkur helfen, die den Darm entlastet. Beim so genannten Saftfasten nimmt der Patient für ein oder zwei Wochen nur Säfte und Suppen zu sich. Doch ist diese Methode nicht für alle Patienten geeignet, warnt Pollmann. Gegenanzeigen sind Abmagerung, schwere allgemeine Erkrankungen, Gicht und schwere psychische Erkrankungen. Ein weiteres Verfahren, das Pollmann bei diesen Einschlafstörungen einsetzt, ist die Homöopathie. "Der Patient nimmt zwei bis drei Wochen lang abends vor dem Schlafengehen homöopathische Mittel ein", erklärt Pollmann. Sie werden aus den Ursubstanzen Haferstroh, Passionsblume oder Kaffee hergestellt. Diese Stoffe werden "potenziert", wie Homöopathen sagen. Das heißt, sie werden extrem stark verdünnt - manchmal so weit, bis die Ursubstanz im Medikament nicht mehr nachweisbar ist. Wie erklärt sich dann die Wirkung? "Das ist kein chemischer Effekt. Man könnte sagen, die Substanz hat ihre Botschaften in der Verdünnung hinterlassen", erläutert Pollmann. "Eine Schlafstörung kann die unterschiedlichsten Gründe haben", gibt Pollmann zu bedenken. "Und man muss immer auch bedenken, dass das natürliche Schlafbedürfnis von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ist und zwischen sechs und neun Stunden variiert."