Berlin. Die Ampel-Koalition hat sich auf ein Heizungsgesetz geeinigt. Sind auch Eigentümer mit einer bestehenden Gas- oder Ölheizung betroffen?

Die Energiekrise hat ihren Höhepunkt überschritten. Seit März 2023 genießen viele Verbraucher wieder Gaspreis auf Vorkriegsniveau und Heizölpreisen von lokal unter einem Euro. Trotz dieser positiven Entwicklung gibt es einen Aspekt, der für Unmut bei Gas- und Heizölkunden sorgt: das von der Ampel-Koalition geplante Verbot neuer Gas- und Ölheizungen ohne regenerativen Anteil. Ab 2024 sollen neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent über erneuerbare Energien betrieben werden. Die Opposition bezeichnet dies als "Klimaschutz mit der Brechstange". In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Hintergründe und möglichen Auswirkungen dieser Regelung.

Verbot von Gas- und Ölheizungen: Was für Kosten auf Verbraucher zukommen

Fakt ist: Die Ampel-Pläne könnten für viele Verbraucherinnen und Verbraucher mit einer Gas- oder Ölheizung richtig teuer werden. Denn der regenerative Anteil von 65 Prozent kann mit einer klassischen Gas- oder Ölheizung nicht erreicht werden. Die Ampel-Koalition setzt primär auf Wärmepumpen als klimafreundliche Gas- oder Ölalternative. Die Kosten für eine neue Wärmepumpe sind mit denen einer Gas- oder Ölheizung jedoch nicht vergleichbar. So kann eine Luftwärmepumpe leicht über 15.000 Euro kosten – Kosten für die Montage oder Umbauten nicht eingerechnet.

HeizungKosten in EUR
Ölheizungab ca. 8.000
Gasheizungab ca. 7.000
Holz- oder Pelletheizungab ca. 10.000
Nah- und Fernwärmeab ca. 5.000
Wasserstoffheizungab ca. 30.000
Solarthermieab ca. 10.000
Luft-Wasser-Wärmepumpe8000 bis 16.000
Erdwärmepumpe12.000 bis 15.000 (ohne Erschließung)
Grundwasser-Wärmepumpe9000 bis 12.000 (ohne Erschließung)

Zu beachten ist: Die Kosten in dieser Tabelle sind durchschnittliche Werte und können im individuellen Fall abweichen. Nicht beachtet werden zudem die Kosten für die Installation oder einen nötigen Umbau/Sanierung. Auch Förderungen werden nicht berücksichtigt.

Viele Menschen fragen sich nun: Sind von den Ampel-Plänen auch Eigentümerinnen und Eigentümer mit einer bestehenden Gas- oder Ölheizung betroffen? Jein, ist hier die richtige Antwort – denn bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Das bedeutet ein Ende für sämtliche fossilen Brennstoffe wie Heizöl und Gas. Doch viele Verbraucher könnten schon eher Probleme bekommen – zumindest mit Blick auf die jetzt vorgestellten Pläne der Ampel.

Gas- oder Ölheizung geht kaputt: Ampel plant Austauschfrist – Was für Betroffene gelten soll

Bestehende Gas- und Ölheizungen sollen weiter genutzt und repariert werden können – so lautet der Grundsatz. Allerdings greift dieser Satz nur unter der Bedingung: Sie müssen länger als 20 Jahre in ihrem eigenen Haus wohnen. Für Einzüge nach 2002 greift die Austauschpflicht für alte Gas- und Ölheizungen nach 30 Jahren. Und wenn die Heizung vorher kaputtgeht? Dann greift nach den Plänen der Ampel-Koalition für ein neues Heizungsgesetz die Übergangsfrist. Die Grünen sprechen von drei und die Liberalen von 10 Jahren.

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Im Rahmen der Frist kann zunächst eine neue Gas- oder Ölheizung eingebaut werden – doch dann tickt die Uhr. Innerhalb der Frist muss diese Heizung entweder gegen eine regenerative Heizungstechnik getauscht oder auf eine Hybridheizung umgerüstet werden. Bedeutet: Eigentümer mit einer kaputten Gas- oder Ölheizung zahlen zweimal. Einmal für die neue Ersatzheizung und im zweiten Schritt für die klimafreundliche Heizung oder die Umrüstung. Für die Ersatzheizung fallen je nach Modell zwischen 7.000 und 10.000 Euro an.

Gas- oder Ölheizung muss getaucht werden: Diese Kosten könnten dann auf Sie zukommen

Die Preise für eine Wärmepumpe beginnen bei etwa ab 15.000 – für eine Solarthermieanlage werden rund 10.000 Euro fällig. Noch teuer ist die Brennstoffzellentechnik, wo die Preise bei 30.000 Euro starten. Die Zahlen zeigen deutlich: Auch für Eigentümer mit einer bestehenden Gas- oder Ölheizung kann es im Szenario mit einer defekten Anlage teuer werden. Tatsächlich wäre die Investition in eine monotone Ersatzheizung für eine Frist von drei oder zehn Jahren ein finanzielles Desaster. Dann ist die Investition in eine regenerative Anlage von vorneherein sinnvoller.

Bezeichnung der FörderungZuschuss in Prozent
Grundförderung ("Basis-Zuschuss")30
Geschwindigkeitsbonus20 (ab 2024 – sinkt über die Jahre)
Bonus für WP mit natürlichem Kältemittel5
Bonus für Haushalte mit Einkommen unter 40.000 Euro30

In Summe sind theoretisch 85 Prozent Förderung möglich. Der Gesetzgeber hat die maximal Fördersumme aber auf 70 Prozent gedeckelt. Die maximale Fördersumme liegt bei 30.000 Euro. Bei 70 Prozent Deckelung ist somit maximal ein Zuschuss von 21.000 Euro möglich.

Hier kommen aber schon die nächsten Probleme auf Verbraucher zu: Ist eine regenerative Anlage innerhalb der zeitlichen Frist mit Blick auf Faktoren wie den Mangel an Fachkräften oder auch die Produktionskapazitäten überhaupt realistisch? Genügen die von der Ampel-Koalition bisher nur angekündigten Förderungen? Fest steht: Bisher gibt die Politik mehr Fragen auf als Antworten. Am besten seine bestehende Gas- oder Ölheizung so lange wie nur möglich reparieren. Bis es nicht mehr geht – das twittert die Wirtschaftswissenschaftlerin Veronika Grimm.

Ampel-Pläne ein Schnellschuss? Expertin warnt – "immer mehr alte CO2-intensive Geräte"

Grimm weiter: "Immer mehr alte CO2-intensive Geräte. Und das wird als Klimaschutz verkauft." Die Expertin hofft immer noch auf einen Aprilscherz und darauf, dass die Pläne nicht wirklich so umgesetzt werden. Auch Verbraucher können noch hoffen. Denn derzeit ist das geplante Heizungsgesetz mit einem Gas- und Ölheizungsverbot nur ein Kabinettsentwurf. Im Bundestag kann der noch geändert oder sogar gekippt werden. Die politische Opposition hat sich jedenfalls schon in Stellung gebracht. Partei übergreifend hagelt es Kritik am geplanten Heizungsgesetz.

Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Ulrich Lange kritisiert: "Mit ihren Plänen zum Gebäudeenergiegesetz trifft die Ampel die Menschen in unserem Land – aber auch die Baubranche in Mark und Bein." Erschwerend würde die von Wirtschaftsminister Robert Habeck vollmundig angekündigte Förderung weiterhin "völlig nebulös" bleiben. Fraktionsvize Jens Spahn bezeichnet die Pläne zur Wärmewende der Ampel im Gespräch mit "Bild am Sonntag" als "Chaos-Wende". Die Ampel führe einen ideologischen Kampf gegen das Eigenheim.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Für neue Heizungen gibt es 2023 gute Förderungen. Gerade in Neubauten ist der Einbau einer klassischen Gas- oder Ölheizung somit ohnehin kaum noch sinnvoll. Für eine Wärmepumpe etwa sind bis zu 40 Prozent Förderung möglich – sofern alle Auflagen erfüllt werden. Auch für andere klimafreundliche Systeme gibt es Zuschüsse – etwa für Pelletsheizungen oder Solarthermieanlagen. In manchen Gegenden ist auch der Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz möglich – hier lohnt es sich, sich zu informieren. (mit dpa)