Leitmotive: Andrey Boreyko und die Hamburger Symphoniker

Hamburg. Abschied, Angst und Grauen, Glaube, Liebe und Verklärung - das sind die "Leitmotive", die Andrey Boreyko, der Chefdirigent der Hamburger Symphoniker, sich für sein erstes Abo-Konzert der neuen Saison gewählt hat. Haydns "Abschiedssinfonie" mit dem bekannten Gag, daß die Musiker sich einer nach dem anderen vom Podium davonmachen, steht am Anfang; wobei der populäre Titel ein bis dato un-erhörtes Thema vergessen macht, in dem Haydn nämlich das Verstummen von Musik komponierte.

Valeri Krivoborodov, der Solocellist des Orchesters, ist dann der Solist in Max Bruchs "Kol Nidrey" aus dem Jahr 1880, das auf dem Bußgesang des Jom Kippur, des höchsten jüdischen Feiertags, basiert. Das Programm bringt einen pikanten Kontrast zu Arnold Schönberg, der 1941 ebenfalls ein "Kol Nidrey" komponierte mit der ausdrücklichen Absicht, "die Cello-Sentimentalität der Bruch etc. wegzuvitriolisieren". Von Schönberg werden zwei Kompositionen gespielt; einmal "Ein Überlebender aus Warschau", das den grausamen Nazi-Terror im Warschauer Getto behandelt. Sprecher ist Hans-Jürgen Schatz, den Hamburgern aus Symphoniker-Kopnzerten und Komödie-Gastspielen bestens bekannt.

Schönbergs "Verklärte Nacht", zunächst 1899 für Streichsextett geschrieben und 18 Jahre später von ihm in einer Fassung für Streichorchester herausgegeben, ist expressionistische Spätromantik pur. Das Stück hat seine literarische Vorlage in Richard Dehmels gleichnamigem Gedicht aus dessen Zyklus "Weib und Welt". Darin gesteht eine Frau einem Mann, daß sie ein Kind von einem anderen erwartet, was dessen Liebe zu ihr allerdings keinerlei Abbruch tut. Die Uraufführung der "Verklärten Nacht" geriet 1902 in Wien zum Skandal; dennoch machte sie ihren Weg. Heute gehört sie zu den meistgespielten Werken des Komponisten.

  • 25. September, 19 Uhr, Laeiszhalle/Musikhalle. Kartentelefon 44 02 98.