Elgar: Premiere des Oratoriums “The Apostles“ in St. Jacobi. Von Richard Wagner beeinflußt, schrieb der englische Komponist sein monumentales Werk.

Hamburg. Edward Elgar, im angloamerikanischen Musikleben höchst angesehen, gilt zwar auch in Mitteleuropa als der englische Komponist schlechthin, in den hiesigen Konzertsälen gehören seine Werke trotz der fulminanten "Enigma-Variationen" und trotz der dankbaren Konzerte für Cello bzw. Violine immer noch eher zu den Exoten. Mag es daher rühren, daß seine "Pomp and Circumstances" fester Bestandteil aller Proms und ähnlich populärer Wunschkonzerte sind - bei Elgar (1857-1934) neigen deutsche Musikfreunde gerne zum Nase-rümpfen.

Zu Unrecht. Die Kantorei St. Jacobi unter ihrem rührigen Leiter Rudolf Kelber liefert jetzt anläßlich des 750. Gemeinde-Jubiläums den besten Beweis. Sie führt Elgars großes Oratorium "The Apostles" für sechs Solisten (Sopran, Alt, Tenor und drei Bassisten), Chor und Orchester auf - zum ersten Mal in Hamburg.

Es war Elgars zweites großes Oratorium nach "The Dream of Gerontius" 1900. Das rund zweistündige Werk steht im Geist Richard Wagners, dessen "Ring" Elgar 1902 in Bayreuth gesehen hatte. Daneben sind auch Einflüsse von Dvorak, Brahms und Richard Strauss unüberhörbar - letzterer hatte sich sehr für "Die Apostel" in Deutschland stark gemacht, jedoch ohne Erfolg.

Das Oratorium beginnt mit einem Prolog, es folgen ein anbrechender Tag mit der Berufung der Apostel und den Seligpreisungen. Maria Magdalena kommt hinzu, die beobachtet, wie Petrus versucht, übers Wasser zu gehen, und wie Christus den Sturm stillt. Eine entscheidende Rolle kommt dem Judas nach dem Prozeß Jesu zu, dann folgen Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt.

1903 fand die Uraufführung statt. "The Apostles" sollte der erste Teil einer Oratorien-Trilogie werden. Elgar schrieb drei Jahre später noch "The Kingdom", doch von einem dritten Teil nahm er schließlich Abstand.

Kelber stieß bei den Vorarbeiten auf einen dreiteiligen "Christus"-Oratorien-Zyklus des Komponisten Felix Draeseke (1835 -1913), einem Liszt-Freund und Strauss-Gegner. Auch dieses monumentale Werk ist nie in Hamburg aufgeführt worden. "Das wäre doch eine schöne Herausforderung für eine Co-Produktion der Hamburger Hauptkirchen", glaubt der Jacobi-Kantor.

  • 17. September, 18 Uhr, Hauptkirche St. Jacobi. Kartentelefon 45 33 26.