Der Sprengstoff war in Reisetaschen versteckt. Mit der Weckfunktion von Handys wurden die Bomben gezündet.

Madrid. Auch wenn die Täterschaft bei den Anschlägen auf vier Pendlerzüge in Madrid noch nicht geklärt ist, haben die Ermittler bereits eine Reihe von Details über den Ablauf der Attentate herausgefunden. Die Polizei weiß weitgehend, nach welchem Schema die Terroristen vorgingen und wie die Bomben konstruiert waren.

Die Sprengsätze, die im morgendlichen Berufsverkehr in den voll besetzten Vorortzügen explodierten, bestanden aus jeweils gut zehn Kilogramm Plastiksprengstoff. Dieser hat die Handelsbezeichnung Goma-2 Eco und wurde von der Unión Espanola de Explosivos (UEE) in Nordspanien hergestellt. Auch die Zünder stammten nach Angaben der Ermittler aus UEE-Herstellung.

Wie kamen die Terroristen an den Sprengstoff und die Zünder? Die Materialien werden unter anderem in Bergwerken verwendet. Sie werden nicht auf Vorrat produziert, sondern nur auf Bestellung durch lizenzierte Firmen. Auf Grund langjähriger Erfahrungen in Spanien mit dem Terror werden die Herstellung und Verwendung genau überwacht. Sprengstoff-Transporte werden von der Polizei eskortiert.

Der Sprengstoff wird aber auch in arabische Länder exportiert.

Die Terroristen hatten den Sprengstoff in Reisetaschen versteckt und mit Handys gezündet. Die Detonation wurde nicht durch einen Anruf ausgelöst, sondern durch die Weckvorrichtung in den Telefonen. Die Wecker waren so eingestellt, dass die Bomben zu einem Zeitpunkt detonierten, an dem die Züge laut Fahrplan in einem Bahnhof halten sollten. Das heißt: Die Terroristen hatten das Madrider Nahverkehrssystem genau studiert und wussten, dass sie sich auf die Pünktlichkeit der Pendlerzüge verlassen konnten.

Die vier "Todeszüge" fuhren zwischen 7:00 und 7:15 Uhr nach Madrid ab. Die Bahnsteige liegen direkt nebeneinander, so dass die Terroristen keine weiten Wege hatten. "Manche Ermittler nehmen an, dass die Bombenleger nicht mehr als sechs Mann waren", schreibt die Zeitung "ElPaíis". Bei drei Zügen hatten die Terroristen mehr als fünf Minuten Zeit. Diese Züge hatten Alcala als Endstation und kehrten nach Madrid um.

Einer der Züge hielt allerdings nur eine Minute. Er kam aus Guadalajara und fuhr nach Madrid weiter. In diesem Zug versagten zwei der gelegten Sprengsätze.

Die Terroristen deponierten in den ersten drei Zügen je vier Bomben. Im letzten Zug um 7.15 Uhr hinterließen sie einen Sprengsatz. Warum, ist nicht geklärt. Unklar ist auch, ob die Terroristen nach der Deponierung der Bomben sofort wieder ausstiegen oder ein paar Stationen weit in den Zügen mitfuhren.

Auch weiß man nicht, ob ein Bombenleger jeweils zwei oder drei Taschen auf einmal trug oder, um keinen Verdacht zu erwecken, jeweils nur eine.