Der Islam-Terror hat ein klares Ziel: möglichst viele Menschen zu töten. “Das erzeugt im Westen den größten Schrecken.“

Hamburg. Die Urlauber von Djerba freuten sich auf einen Ausflug in eine historische Synagoge, auf Bali hatten sich die Besucher einer Discothek schick gemacht für eine lange lustige Nacht, in Mombasa sehnten sich die neu ankommenden Hotelgäste auf einen erholsamen Urlaub, als die Bomben ihr Leben im Bruchteil einer Sekunde zerstören. Genauso war es in Casablanca, Moskau, Istanbul und letztlich auch Madrid.

Genau dort, wo sich viele Menschen ahnungslos bewegen, kein Wachmann Gefahr signalisiert, keine Sicherheitsschleuse an mögliche Anschläge erinnert, schlagen die Terroristen zu. "Weiche Ziele" heißen diese Orte im Jargon der Fachleute. Terroristen können mit relativ geringem Aufwand und Risiko eine furchtbare Wirkung erreichen.

Dass dies auch in Deutschland möglich ist, zeigen die Prozesse in Düsseldorf gegen Anhänger der islamistischen Gruppe Al Tawhid. Sie hatten Anschläge in Düsseldorf und auf die Jüdische Gemeinde in Berlin geplant. Terrorchef Osama bin Laden fordert diese Art der Anschläge von seinen Anhängern ausdrücklich in seinem Terrorhandbuch "Militärische Studien des Dschihad im Kampf gegen die Tyrannen". Dieses wurde in seinen afghanischen Ausbildungscamps, wo etwa 30 000 Anhänger aus aller Welt einen Terror-Drill durchliefen, verbreitet. Zu den dort aufgeführten Zielen gehören auch "Anschläge auf feindliche Personen und ausländische Touristen".

Ayman al-Zawahiri, Nummer zwei der Al Kaida nach Osama bin Laden, formuliert es noch deutlicher. Er will Anschläge, "bei denen viele Zivilisten zu Schaden kommen. Das verbreitet bei den Völkern des Westens den größten Schrecken."

Terrorismus, für den US-Militärhistoriker Calb Carr nichts anderes als eine Form von Krieg ("eine Bedrohung unbewaffneter Zivilisten in der Absicht, der feindlichen Regierung den Rückhalt in der Bevölkerung zu entziehen"), ist wohl so alt wie die Menschheit. Der moderne Begriff "Grande Terreur" wurde in der französischen Revolution geprägt. Heutzutage versteht man darunter allgemein, dass durch die Verbreitung von Schrecken ein bestehendes Herrschaftssystem gestürzt werden soll.

Während jedoch die Rote Armee Fraktion (RAF) in den 60er-Jahren dies durch gezielte Anschläge auf deutsche Politiker und Industrielle zu erreichen suchte, zielen religiös motivierte Terroristen, so etwa die japanische AUM-Sekte mit ihrem Giftgas-Anschlag auf die Tokioter U-Bahn, auf möglichst zahlreiche unbeteiligte Zivilisten.

Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der so genannte New Terrorism. Um persönliche Interessen durchzusetzen, führen Terroristen ihren Kampf unterstützt durch riesige Gewinne aus organisiertem Drogen- oder Menschenhandel. Sie haben keine hierarchischen, sondern nur noch lose Befehlsstrukturen. Anhänger handeln oft auf eigene Faust, aber im Sinn der Organisation. Dazu zählt auch Al Kaida.

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) ist über die Zahl der Anschläge auf "weiche Ziele" sehr besorgt: "Die Vorstellung, wir könnten in Europa alle denkbaren weichen Ziele mit Polizei schützen, ist illusorisch."