Grünen-Politiker im Bundestag, Mehmet Kilic, plädiert dafür, 14-jährige Muslime selbst über ihre Beschneidung entscheiden zu lassen.

Berlin. Nach wochenlanger Diskussion über das Für und Wider von religiöser Beschneidung, hat jetzt der grüne Bundestagsabgeordnete Mehmet Kilic einen neuen Vorschlag gemacht: Kilic plädiert dafür, 14-jährige Muslime selbst über ihre Beschneidung entscheiden zu lassen. Das Kölner Urteil habe einen notwendigen Denkanstoß gegeben, erklärte Kilic in einem Interview der Berliner „tageszeitung“.

+++Kritik an Beschneidungen wird trotz Resolution lauter+++

Das Kölner Landgericht hatte die religiöse Beschneidung eines Jungen als Körperverletzung gewertet und damit für rechtswidrig erklärt. Das Gericht wertete die körperliche Unversehrtheit des Kindes höher als die Freiheit der Religionsausübung. Dieses Urteil hatte eine Heftige Diskussion ausgelöst, über Deutschlands Grenzen hinaus.

Jetzt sagt der Grünen-Politiker: „Das, was in heiligen Büchern gepredigt wird, muss im Licht der Vernunft und des medizinischen Fortschritts neu interpretiert werden.“ Für Juden, bei denen der Eingriff traditionell nach acht Tagen vorgenommen werde, finde er die Handhabung einiger jüdischer Gemeinden in Großbritannien vorbildlich. Dort werde die Beschneidung auf einen symbolischen Akt reduziert und die Operation auf später vertagt.

+++Richterbund fordert Änderung des Strafrechts+++

Der in der Türkei aufgewachsene Kilic hatte am vergangenen Donnerstag gegen die Bundestags-Resolution für eine gesetzliche Zulassung der Beschneidung von Jungen gestimmt. Er begründete sein Abstimmungsverhalten damit, dass durch die Bundestags-Entscheidung eine notwendige Debatte abgewürgt werde. Diese sei aber notwendig, bevor endgültige Entscheidungen getroffen würden. „Einem Staat allein kann es nicht gelingen, die religiösen Riten und Gebräuche seiner Bürger zu ändern“, so Kilic. Aber er könne sie infrage stellen und in einen Dialog mit den Religionsgemeinschaften treten.