Der Sachsener Verfassungsschutz hatte keine Hinweise auf die Terrorzelle. Allerdings wurde eingeräumt, dass in Zwickau observiert wurde.

Dresden/Berlin. Der Verfassungsschutz Sachsen hatte eigenen Aussagen zufolge keine Hinweise auf die Neonazi-Terrorzelle in Zwickau. Das teilte Günther Schneider (CDU), Vorsitzender der Parlamentarischen Kontrollkommission im Landtag, in Dresden mit.

Am Vormittag hatte Geheimdienstchef Reinhard Boos dem Gremium Rede und Antwort gestanden. „Der sächsische Verfassungsschutz hat mit dem Thüringer Trio weder unmittelbar noch mittelbar zusammengearbeitet. Das betrachten wir als eine Garantieerklärung des Präsidenten“, sagte Schneider mit Blick auf mögliche V-Leute in der Neonazi-Szene.

Allerdings räumte Schneider ein, dass der Verfassungsschutz auch in Zwickau observiert hat – Details dazu nannte er jedoch nicht. Die Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos wird für die Mordserie an neun Geschäftsleuten türkischer und griechischer Abstammung zwischen 2000 und 2006 verantwortlich gemacht. Zudem soll die NSU für den Nagelbomben-Anschlag in der Kölner Innenstadt 2004 verantwortlich sein.

Auch der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn wird dem rechtsextremen Trio angelastet. Nach den neuesten Erkenntnissen der Ermittlern gibt es sehr wahrscheinlich doch eine nähere Verbindung. Möglicherweise handele es sich bei dem Mord um eine Beziehungstat, sagte Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA).

Die aus Thüringen stammende Polizistin Michèle Kiesewetter war am 25. April 2007 in Heilbronn auf einer Festwiese mit einem Kopfschuss getötet worden. Ihr damals 24-jähriger Streifen-Kollege wurde schwer verletzt und lag mehrere Wochen im Koma. In der vergangenen Woche hatte es noch vom Landeskriminalamt in Baden-Württemberg geheißen, der Mord an der Polizistin habe wohl nichts damit zu tun, dass die Beamtin selbst aus Thüringen stammt. Dafür hätten keine Anhaltspunkte vorgelegen, hieß es damals.

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Neueren Informationen zufolge soll die Familie der Polizistin versucht haben, einen Gasthof in Thüringen anzumieten, der dann aber an einen Mann aus dem Umfeld des Zwickauer Trios gegangen sei. Die Polizistin selbst habe jahrelang gegenüber des Gasthofes gewohnt. Ihr Bruder soll in einem anderen Gastronomiebetrieb einen Koch mit dem Nachnamen Zschäpe beschäftigt haben. (dpa)