„Sie eine Frau, auf die unser Land stolz sein kann“. Charlotte Knobloch tritt als Präsidentin des Zentralrats der Juden am Sonntag ab.

Berlin. Bundespräsident Christian Wulff hat die Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, 78, als Frau gewürdigt, „auf die unser Land stolz sein kann“. Bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern an die Zentralratspräsidentin sagte Wulff am Dienstag im Berliner Schloss Bellevue: „Menschen wie Charlotte Knobloch verdanken wir es, dass es so etwas wie Versöhnung gibt.“

Mit Knobloch verlasse demnächst die letzte Zeitzeugin der Shoah das Amt im Präsidium des Zentralrates. „Das ist gewiss ein Einschnitt in der Geschichte des deutschen Judentums. Aber dieser Wechsel wird kein Vergessen bedeuten“, betonte der Bundespräsident laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Für Knobloch sei „der unbeugsame und kompromisslose Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus“ selbstverständlich gewesen. „Immer wieder sucht und findet sie dafür Verbündete in allen Teilen der Gesellschaft“. Zudem habe sie wie ihre Vorgänger sich selbst und die deutsche jüdische Gemeinde in einem besonderen Verhältnis zu Israel zu gesehen.

„Das ist aus vielen Gründen nicht einfach“, sagte Wulff. „Immer noch glauben viele in Israel, dass Juden in Deutschland nicht leben sollten sondern besser daran täten, nach Israel zu kommen. Und immer wieder machen nichtjüdische Deutsche die Juden in Deutschland mitverantwortlich für alles, was israelische Politiker sagen und tun.“ Knobloch habe hier immer wieder unermüdlich „das schwierige Werk der Vermittlung und der Verständigung übernommen“.

Frau Knobloch ist seit Juni 2006 Präsidentin des Zentralrats der Juden. Als Nachfolger von Knobloch wird am kommenden Sonntag voraussichtlich Dieter Graumann gewählt. Der bisherige Vizepräsident des Zentralrats kam am 20. August 1950 in Israel zur Welt und anderthalb Jahre später nach Deutschland. Er wäre der erste Zentralratschef, der die NS-Zeit und den Holocaust nicht miterlebt hat.