Nein, Barack Obama ist kein neuer Kennedy. Zumindest noch nicht. Er ist noch nicht einmal offiziell Kandidat, geschweige denn Präsident. Er...

Nein, Barack Obama ist kein neuer Kennedy. Zumindest noch nicht. Er ist noch nicht einmal offiziell Kandidat, geschweige denn Präsident. Er erinnerte gestern zwar an die Luftbrücke, an die Mauer und deren Fall, aber er musste und konnte auch gar nicht in einem Vorposten der freien Welt den Kommunismus in die Schranken weisen.

Obamas Themen sind andere: der Kampf gegen den Terrorismus, gegen Klimawandel, Armut und Drogen. Da war viel Weltrettungslyrik im Spiel, die auch einen Kongress von Globalisierungskritikern geschmückt hätte. Der Kandidat in spe spielt auf seiner transkontinentalen Wahlkampftour ohnehin auf der ganzen Klaviatur moderner Marketing- und Kommunikationsinstrumente. Damit stiehlt er zurzeit geschickt seinem republikanischen Konkurrenten John McCain die Show und setzt seine Anhänger wie gestern in Berlin weltweit in Verzückung. Dabei hat er zwei Ziele fest im Blick: den Wahltag am 4. November und die Interessen Amerikas. Und auch die Botschaft hinter der Eine-Welt-Rhetorik war klar: Amerika führt, und die Verbündeten müssen ihren Beitrag leisten, sonst sind die großen Ziele nicht zu erreichen. Allerdings bringt er diese Botschaft ganz anders an seine Adressaten als der gegenwärtige Amtsinhaber George W. Bush. Obama setzt auf Teamgeist, Überzeugung und Motivation. Das hat sich nicht nur in der Wirtschaft als effektiver erwiesen, das kann auch in der Politik Widerstände überwinden helfen.

Deshalb sollte allen klar sein, die schon von einem ganz anderen Amerika träumen: Auch wenn der Senator aus Illinois zum Präsidenten gewählt wird, werden die Amerikaner weiterhin Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen haben, die sie auch durchsetzen werden. Was übrigens bisher beileibe nicht so schlecht für die Welt war, wie es manchen nach acht Jahren Bush erscheint.