Der republikanische Präsidentschaftsbewerber John McCain hatte gewusst, dass diese Woche nicht leicht werden würde für ihn.

Washington. Sein demokratischer Gegenspieler Barack Obama schüttelt jeden Tag einem anderen Staatschef in Nahost und Europa die Hand und beherrscht Zeitungs- wie TV-Nachrichten. Da gegenzuhalten ist nicht leicht. Dass es jedoch eine so desaströse Woche werden würde, hatten auch die Berater des 71-Jährigen nicht ahnen können. Von falschen Behauptungen über peinliche Äußerungen bis hin zu geplatzten Foto-Terminen hatte der Konservative alles im Repertoire.

Während sich Obama staatsmännisch in Afghanistan und Irak präsentierte, sah man McCain mit Ex-Präsident George Bush senior behäbig in einem Golfwägelchen fahren. Nicht gerade ein Bild, das den Bürgern Aufbruch und Dynamik vermittelt. Bei einem Fernsehinterview am Sonntag, während Obama sich im Irak plötzlich in Sachen US-Truppenabzug im Einklang mit dem irakischen Präsidenten Maliki befand, wollte McCain seinen Kontrahenten belehren, vertat sich jedoch mit Daten und Fakten. Obamas Berater lachten sich ins Fäustchen, da McCain immer wieder seine Expertise in Sachen Irak-Krieg in den Vordergrund zu stellen versucht.

Dann waren da noch Äußerungen, die von der "pakistanisch-irakischen Grenze" und der "Tschechoslowakei" sprachen, die es beide nicht beziehungsweise nicht mehr gibt. Gestern endlich sollte der große TV-Auftritt kommen: McCain wollte auf eine Ölplattform im Golf von Mexiko fliegen und erklären, dass die USA Bohrungen ausdehnen müssten, um der Energiekrise Herr zu werden. Aus den schönen Bildern wurde nichts. Hurrikan "Dolly" verpatzte den Plan.

Stattdessen hielt McCain eine Rede in einer Krebsklinik in Pennsylvania und kritisierte anschließend in einem Supermarkt die hohen Lebensmittelpreise, derweil im Hintergrund geräuschvoll Konservendosen aus einem Regal purzelten. Immerhin: Zeitgleich mit Obamas Auftritt in Berlin besuchte McCain in Columbus (Ohio) ein deutsches Restaurant, wo er erklärte, er würde auch liebend gern eine Rede in Deutschland halten. Aber erst, wenn er Präsident sei.