BERLIN. Die Chefs der im Bundestagswahlkampf viel beachteten großen Meinungsforschungsinstitute vermitteln am Tag nach der Bundestagswahl einen reichlich ratlosen Eindruck. Es sieht aus, als wären Manfred Güllner vom Forsa-Institut, Infratest-Dimap-Chef Richard Hilmer, Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen und die Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, der Einladung der Bundesregierung nach Berlin zu einer Nachbetrachtung der Wahl lieber nicht gefolgt. Güllner kommt später, Jung geht früher, und die Ausführungen der Demoskopen erschöpfen sich weitgehend in Spekulationen. Der Ausgang der Bundestagswahl hat sie genau wie die Laien vor ein Rätsel gestellt.

"Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß Umfragen nur die Stimmung zu einem bestimmten Zeitpunkt wiedergeben", versucht Jung für die Forschungsgruppe Wahlen eine Erklärung. Güllner kontert, er glaube nicht, daß die Union in den letzten Stunden vor der Wahl sechs Prozentpunkte habe gutmachen können. Vielmehr müßten sich "Querverbindungen" angeschaut werden. Damit meint er, daß Wähler in den Befragungen massiv die Unwahrheit gesagt haben könnten. Warum sie dies tun sollten, kann niemand genau beantworten. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, daß Unionswähler sich für ihre Parteipräferenz schämten, sagt Hilmer. Sind also doch kurzfristige Überlegungen der Wähler für die ungenauen Vorhersagen verantwortlich? Hilmer hält dies für wahrscheinlich. Immerhin hätten in diesem Jahr ganze 29 Prozent der Wähler ihre Entscheidung erst in der Woche vor der Wahl oder gar am Wahltag getroffen. 2002 habe dieser Anteil noch bei 17 Prozent gelegen.

"Wir müssen diesen Entscheidungsprozeß genauer abbilden", schließt er daraus. Die Institute müßten ihre Methoden wohl weiterentwickeln.