Paul Kirchhof hat von der aktiven Politik erst einmal die Nase voll.

Berlin. Der Steuerexperte im Wahlkampfteam der Union will den Schwerpunkt wieder auf seine Tätigkeit an der Universität Heidelberg legen.

"Ich werde mich auf meine Aufgabe als Professor für Staatsrecht und Steuerrecht konzentrieren", sagte Kirchhof der Münchner "Abendzeitung". Seine Anstöße zum Steuerrecht würden sich in der Politik bestimmt weiterentwickeln. "An dieser Entwicklung werde ich auch weiter mitwirken, wenn auch nicht aktiv in der Politik", fügte Kirchhof hinzu. Der Professor war als Finanzminister in einer Koalition aus Union und FDP vorgesehen.

Zur Möglichkeit einer großen Koalition mit der SPD sagte Kirchhof: "In einer Regierung, an der die SPD beteiligt ist, sehe ich nicht die Realisierungschancen für mein Steuersystem, die ich brauche." Auch die Grünen hatten Kirchhofs Steuermodell im Wahlkampf scharf attackiert. Die Auseinandersetzung im Wahlkampf um den Professor und sein radikales Steuermodell gilt als eine Ursache für das unerwartet schlechte Abschneiden von CDU und CSU. Kirchhof sagte dazu: "Nicht mein Steuermodell war die Ursache für das schlechte Wahlergebnis der Union, sondern die Fehlinformationen, die darüber in die Welt gesetzt wurden."

Im Rückblick auf den Wahlkampf sagte Kirchhof: "Es waren sehr dichte und intensive Erfahrungen mit einem sehr emotionsgeladenen Abschluß gestern abend - und einem für mich sehr überraschenden Ergebnis." Er sei aber noch "zu nahe dran", um ein endgültiges Urteil abzugeben. Kirchhof hob aber hervor: "Ich glaube nicht, daß die letzten vier Wochen umsonst waren."