DRESDEN. Die Nachwahl in Dresden wird nach Einschätzung beim Bundeswahlleiter und von Wahlforschern das Gesamtergebnis der vorgezogenen Bundestagswahl nicht mehr entscheidend verändern. Die Unions-Fraktion werde aller Wahrscheinlichkeit nach stärkste Fraktion bleiben.

Das Ergebnis von Dresden I könne zwar zu einem weiteren Überhangmandat in Sachsen führen, sagte ein Sprecher des Bundeswahlleiters gestern in Berlin. Am Gesamtergebnis, daß die Union als stärkste Fraktion aus der Bundestagswahl hervorgeht, "dürfte sich in der Regel nichts ändern", sagte der Sprecher weiter. Auch Wahlforscher teilten diese Einschätzung. Der CDU-Kandidat Andreas Lämmel lag in letzten Umfragen vorn, er gilt aber nicht als klarer Favorit. In Dresden I wird wegen des Todes einer Direktkandidatin erst am 2. Oktober gewählt.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis der Bundestagswahl vom Sonntag erzielte die Union 225 Sitze, die SPD erhielt 222 Mandate. "Es wäre ein Extremfall, wenn dieser Vorsprung noch verloren würde", sagte ein anderer Sprecher des Wahlleiters.

Manfred Güllner vom Meinungsforschungsinstitut Forsa sagte, theoretisch könne sich am Kräfteverhältnis durch das Ergebnis von Dresden I noch etwas ändern, praktisch sei dies aber unwahrscheinlich. Sein Kollege Richard Hilmer von Infratest-Dimap bewertete die Lage ähnlich. Sein Institut rechne noch an verschiedenen Modellen.

Nach Berechnungen von Wahlexperten ist es praktisch unmöglich, daß durch die Nachwahl noch ein Patt herbeigeführt werden kann. Dies könnte nur dann gelingen, wenn die CDU das Direktmandat im Wahlkreis 160 nicht bekäme und zugleich 201 000 der knapp 220 000 Stimmberechtigten ihre Zweitstimme der SPD geben würden, sagte Martin Fehndrich von der Internetplattform "wahlrecht. de". Damit müßten, eine Wahlbeteiligung von 100 Prozent vorausgesetzt, gut 91 Prozent aller Wahlberechtigten für die Sozialdemokraten stimmen.