Barack Obama und Mitt Romney im Wahlkampf-Endspurt. Amtsinhaber laut Umfrage in Schlüsselstaaten Florida und Ohio in Führung.

Washington. Am letzten Wochenende vor der Wahl hat Barack Obama mit Hilfe von Ex-Präsident Bill Clinton um die letzten noch unentschlossenen Wähler gekämpft. Auf der Schlussgeraden im Kampf um den Wahlsieg kommt es auf jede Stimme an, denn Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney liegen in Umfragen fast gleichauf. Jedoch führt der Amtsinhaber in den besonders wichtigen Swing States Ohio und Florida. Und auch bei den vorzeitig abgegeben Stimmen zeichnete sich ein leichter Vorteil für den Demokraten ab.

Auch wenn diese Stimmen bis zum Wahltag nicht ausgezählt werden, zeigen veröffentliche Daten über die Parteizugehörigkeit der vorzeitigen Wähler, dass in Florida, Ohio und anderen Swing States wie Iowa, North Carolina und Nevada bisher mehr Demokraten ihre Stimmen abgegeben haben als Republikaner. Obamas Vorsprung bei diesen Wählern ist allerdings nicht so groß wie jener, den er vor vier Jahren gegen John McCain gehabt hatte. Bisher haben landesweit bereits 27 Million Amerikaner ihre Stimmen abgegeben.

Romney könnte diese Lücke am Wahltag allerdings noch schließen. Sorge dürften seinem Team vor allem die jüngste Umfrage des „Wall Street Journals“ und des Fernsehsenders NBC bereiten, der zufolge Obama in Ohio mit 51 zu 45 Prozent in Führung liegt. In Florida hat der Amtsinhaber demnach mit 49 zu 47 Prozent die Nase vorn. Wähler in beiden Staaten hätten Obama vor allem sein Krisenmanagement nach den Verwüstungen an der Ostküste durch Megasturm „Sandy“ zugutegehalten, berichtete das „Wall Street Journal.“

Diesem widmete sich Obama am Sonnabend auch, bevor er zu seinem Wahlkampfmarathon durch die Swing States aufbrach. „Es gibt nichts Wichtigeres für uns, als das in Ordnung zu bringen“, sagte Obama. Der Wiederaufbau sei noch lange nicht abgeschlossen, alle Beteiligten würden sich aber zu „120 Prozent“ einsetzen.

Landesweit könnte das Rennen zwischen Romney und Obama kaum knapper seien. Laut einer Erhebung der Zeitung „Washington Post“ und des Senders ABC vom Freitag liegt der Amtsinhaber mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,07 Prozentpunkten vor Romney.

Wahlkampfmarathon durch die Swing States

Dementsprechend intensiv tourten die beiden am Wochenende vor allem durch jene neun Staaten, die nicht klar den Demokraten oder den Republikanern zugeordnet werden können. Der Präsident reiste von Ohio nach Wisconsin und Iowa, bevor er am Sonnabendabend in Virginia gemeinsam mit Clinton auftrat. Am Sonntag ist ein weiterer Wahlkampftermin der beiden in New Hampshire geplant. Außerdem wollte Obama noch nach Ohio, Florida und Colorado reisen.

Romney begann das letzte Wahlkampfwochenende mit einem Auftritt in New Hampshire, bevor er nach Iowa und Colorado weiterreiste. Am Sonntag standen Iowa, Ohio und Virginia auf seinem Plan.

Angesichts der schlechten Umfragewerte in Ohio verstärkte Romneys Team auch die Wahlwerbung in Pennsylvania, einem eigentlich demokratischen Staat. Dort liegt Obama in jüngsten Umfragen aber nur noch mit vier bis fünf Prozent vorne. Romney schob für Sonntag einen Wahlkampftermin in den Vororten von Philadelphia ein. Demokraten sprachen von einer verzweifelten Aktion, Obamas Team erhöhte aber ebenfalls das Budget für Fernsehwerbung in dem Staat und beraumte für Montag dort eine Wahlkampfveranstaltung mit Bill Clinton an.

Romney muss mehr der besonders umkämpften Staaten gewinnen, um die 270 Wahlmännerstimmen zu erreichen, die für einen Wahlsieg nötig sind. Nach der jüngsten Berechnung der „New York Times“ kann Obama bereits ziemlich sicher mit 243 Wahlmännerstimmen rechnen, sein Herausforderer hat erst 206 Stimmen auf der Haben-Seite.

Hickhack um Obamas „Vergeltungs“-Sager

Obama betonte bei einem Wahlkampfauftritt in Ohio, dass die Wahl eine Richtungsentscheidung für das Land sei. „Sie ist nicht nur einfach eine Wahl zwischen zwei Kandidaten oder zwei Parteien. Es ist eine Wahl zwischen zwei verschiedenen Visionen für Amerika“, sagte er.

Romney kritisierte derweil in New Hampshire eine Aussage Obamas vom Tag zuvor, wonach die Stimme abzugeben, die „beste Vergeltung“ sei. „Stimmen für Vergeltung?, fragte der Republikaner. “Stimmt für die Liebe zu eurem Land. Es ist Zeit, dass wir Amerika zu einem besseren Ort führen.„ Auch eine neue Fernsehwerbung Romneys griff Obamas Aussage auf. Dessen Wahlkampfsprecherin Jennifer Psaki sagte, der Präsident habe die Wähler nur erinnern wollen, dass jene, die Romneys Politik als schlecht für die Mittelschicht ansähen, die Macht hätten, mit ihrer Stimme ihre Meinung kundzutun.

Afghanistan favorisiert Obama – Pakistan will Romney

Die Menschen in Pakistan und Afghanistan ergreifen im US-Präsidentenwahlkampf für unterschiedliche Seiten Partei. In Pakistan haben die Drohnenangriffe, die unter US-Präsident Barack Obama zunahmen, die anti-amerikanische Stimmung geschürt. Denn dabei starben nicht nur Aufständische, sondern auch Zivilisten.

Die Menschen hoffen darauf, dass sich die Beziehungen der beiden Länder unter dem republikanischen Herausforderer Mitt Romney bessern. In Afghanistan hingegen wird befürchtet, Romney könne eine harte Linie gegenüber Iran fahren, worunter auch die zwei Millionen Exilafghanen dort leiden würden. Also tendieren sie eher zu Obama, erklärten Politologen am Sonntag in Islamabad und Kabul.

Obama oder Romney? – Zehntausende US-Bürger in Hessen haben die Wahl

Die Präsidentschaftswahl in den USA rückt immer näher – rund 25 300 US-Bürger in Hessen können an der Wahl teilnehmen. Etwa 13 800 volljährige US-Staatsbürger leben laut statistischem Landesamt in Hessen. Hinzu kommen die Soldaten und Zivilangestellten der US-Garnison in Wiesbaden. Nach Angaben einer Sprecherin leben etwa 2700 Soldatinnen und Soldaten, 3000 amerikanische Zivilangestellte, sowie 5800 Ehepartner und Pensionäre in der Militärgemeinde Wiesbaden.

Die im Ausland lebenden US-Staatsbürger können nach Angaben des Generalkonsulates in Frankfurt per Briefwahl in dem Bundesstaat abstimmen, in dem sie zuletzt gemeldet waren. Dafür müssen sie sich online bei der Wahlbehörde ihres Bezirkes in den USA registrieren.