Drei Tage lang ließen Obama und Romney die Waffen ruhen. Nach Sturm „Sandy” geht es jetzt um die letzten Stimmen - in gewohnt scharfem Tonus.

New York. Der Wind im Wahlkampf dreht sich für Barack Obama. Der Präsident hat von den US-Bürgern gute Noten für sein Krisenmanagement während des Hurrikans „Sandy“ bekommen. Nach einer Umfrage der „Washington Post“ mit dem TV-Sender ABC News waren acht von zehn Amerikanern hochzufrieden mit seiner Arbeit, berichtete die Zeitung am Donnerstag. Sogar zwei Drittel der potenziellen Wähler seines Herausforderers Mitt Romney lobten den Präsidenten demnach. Romney startete unterdessen nach einer durch das Hurrikan-Desaster bedingten Zwangspause erneut zum Wahlkampffinale durch.

Am Donnerstag wollte der Republikaner auf Stimmenfang im hart umkämpften und ebenfalls vom Sturm heimgesuchten Bundesstaat Virginia gehen. Bereits am Vortag hatte er mit einem Auftritt im Swing State Florida versucht, nach dem Medienereignis „Sandy“ das Interesse der Wähler wieder auf sich zu lenken.

„Die Aufmerksamkeit liegt ganz auf dem Präsidenten“, sagte William Schneider von der Denkfabrik Third Way dem Radiosender npr am Donnerstag. „Es wird jetzt etwas schwerer für Romney zu sagen, dass dies eine verfehlte Präsidentschaft ist, denn der Präsident scheint die Krise gut bewältigt zu haben.“

Obama wollte am Donnerstag seinen Wahlkampf nach drei Tagen Sturmpause im umkämpften Staat Wisconsin fortsetzen. Tags zuvor war er mit dem republikanischen Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, durch den in Teilen verwüsteten Bundesstaat südlich von New York gezogen. Christie, eigentlich ein Romney-Unterstützer, hatte mit einem dicken Lob für Obamas Krisenmanagement für Aufsehen gesorgt.

Neue Umfragen in den neun besonders umkämpften Bundesstaaten sahen Obama nach dem Sturm leicht im Vorteil. Im möglicherweise wahlentscheidenden Ohio liegt er laut einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des TV-Senders CBS und der Zeitung „New York Times“ sogar fünf Punkte vor Romney. Auch in den wichtigen Swing States Virginia und Florida liegt Obama vorn – sein Vorsprung ist im Vergleich zur letzten CBS-Umfrage allerdings deutlich geschrumpft und bewegt sich nur noch im Rahmen der statistischen Fehlermöglichkeit.

Unterdessen wird der Wahlkampf schmutziger: So sorgte eine SMS-Aktion einiger Romney-Unterstützer für Aufsehen in der Hauptstadt Washington. Handy-Nutzer in der demokratisch dominierten Region erhielten gegen Obama gerichtete Textnachrichten von einem anonymen Absender. Neben Angriffen auf die Gesundheitsreform hieß es darin beispielsweise: „Obama log über Libyen“ oder „Wenn Obama wiedergewählt wird, wird er Steuergelder zur Finanzierung von Abtreibung nutzen“. Wie der Radiosender npr berichtete, konnten die Botschaften auf eine republikanische Beraterfirma in Virginia zurückgeführt werden.