Der Sturm “Sandy“ konnte das Rennen um das Weiße Haus nur kurz unterbrechen

Washington. Kurz vor der US-Präsidentenwahl verdrängt der Kampf zwischen Amtsinhaber Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney den Sturm "Sandy" wieder aus den Schlagzeilen. Romney beendete gestern den von der Naturkatastrophe bedingten "Waffenstillstand", um drei Wahlkampfveranstaltungen im wichtigen Swing State Florida abzuhalten. Obama dagegen wollte die besonders schwer getroffenen Überschwemmungsgebiete im Bundesstaat New Jersey besuchen. Er kündigte an, heute bei politischen Kundgebungen in Wisconsin, Nevada und Colorado aufzutreten.

Romney plante nach Angaben seines Wahlkampfbüros gestern Auftritte in Tampa, Jacksonville und Coral Gables. Er tritt in Florida auch gemeinsam mit dem bei Latinos besonders beliebten Senator Marco Rubio auf. Florida gilt als einer der Staaten, in denen das Ergebnis noch völlig offen ist. Umfragen zufolge liegen Obama und Romney dort nahezu gleichauf. Im möglicherweise wahlentscheidenden Staat Ohio dagegen liegt der Präsident laut einer veröffentlichten Erhebung des TV-Senders CBS und der Zeitung "New York Times" weiter fünf Prozentpunkte vor Romney.

Obama wollte gestern Abend die vom Unwetter schwer getroffene Stadt Atlantic City besuchen und sich dort ein Bild der Zerstörungen machen. Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, sei dabei an seiner Seite, teilte das Weiße Haus mit. Der Republikaner und Romney-Anhänger hatte mit einem großen Lob für Obamas Krisenmanagement für Aufsehen gesorgt. Auf Fragen, ob solche Worte nicht den Wahlkampf beeinflussen könnten, meinte er: "Ich kümmere mich einen Dreck um den Wahlkampf."

Obama zeigt sich - wie schon nach anderen Katastrophen - als besorgter Landesvater und präsentiert sich zugleich als zupackender Krisenmanager. Am Dienstagabend etwa sprach er mit Chefs von Energieunternehmen, um Druck zu machen, dass Millionen von Amerikanern bald wieder Strom haben. Die Wiederherstellung der Stromversorgung habe oberste Priorität, betonte Obama nach Angaben des Weißen Hauses. Ob die Sturmkatastrophe tatsächlich Einfluss auf das Wahlergebnis am 6. November haben wird, darüber herrscht unter US-Politikexperten weiter Uneinigkeit.

Eine große Mehrheit der Deutschen würde Obama die Stimme geben, wenn sie an der Präsidentschaftswahl teilnehmen könnten. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von "Zeit Online" kam Obama auf 85 Prozent. Sein Herausforderer Mitt Romney würde nur vier Prozent der Stimmen erhalten. 60 Prozent der Befragten werteten Obamas bisherige Politik als überwiegend positiv. Lediglich vier Prozent ziehen eine überwiegend negative Bilanz, 33 Prozent haben keine Meinung. Von der Wiederwahl Obamas sind 76 Prozent der Deutschen überzeugt.