Die Mitarbeiter in der Hauptstadt Khartum seien derzeit jedoch in Sicherheit. Demonstranten hatten versucht, die deutsche und die britische Botschaft zu stürmen. Viele Proteste nach Freitagsgebet.

Berlin. Die Welle der Gewalt gegen westliche Einrichtungen in der arabischen Welt hat den Sudan erreicht. In der dortigen Hauptstadt Khartum versuchten Demonstranten am Freitag, die deutsche und die britische Botschaft zu stürmen. Die Polizei feuerte Tränengas, um die Menge zu zerstreuen, berichteten Augenzeugen. Mehrere tausend Menschen sollen Steine auf die Gebäude geworfen haben, die beiden Botschaften lieben nebeneinander. Außerdem versuchten die Demonstranten laut Augenzeugen, die Tore der Botschaften zu durchbrechen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bestätigte den Angriff auf die Deutsche Botschaft in dem nordafrikanischen Land, betonte jedoch umgehend, dass die Mitarbeiter derzeit in Sicherheit seien. "Der sudanesische Botschafter wurde bereits heute morgen einbestellt und unmissverständlich auf die Pflicht seiner Regierung zum Schutz diplomatischer Einrichtungen hingewiesen“, sagte Westerwelle in Berlin. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes tage und stehe in Kontakt mit der Botschaft.

Aus Angst vor gewalttätigen Protesten gegen das Schmähvideo über den Propheten Mohammed hatte die Bundesregierung zuvor bereits die Sicherheitsvorkehrungen an diplomatischen Vertretungen in mehreren islamischen Ländern verschärft.

Nach Informationen von Spiegel Online wurden sogar einige Botschaften geschlossen. "Wir Deutsche machen uns natürlich auch Sorgen um unsere eigenen diplomatischen Vertretungen in den betroffenen Ländern“, sagte Westerwelle am Freitag im ARD-"Morgenmagazin“. Sicherheitsvorkehrungen seien bereits getroffen worden.

Das Youtube-Video hat in den vergangenen Tagen gewaltsame anti-amerikanische Proteste in der islamischen Welt mit bislang acht Toten ausgelöst, unter ihnen der US-Botschafter in Libyen. In den auf Youtube veröffentlichten Sequenzen von „Innocence of Muslims“ („Unschuld der Muslime“) wird der Prophet als Mörder, Kinderschänder und Frauenheld dargestellt.

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Nach dem Freitagsgebet gingen in mehreren Ländern zahlreiche Demonstranten auf die Straße, um gegen den bei YouTube veröffentlichen Mohammed-Schmähfilm zu protestieren. In Teheran blieb die Demonstration bislang friedlich.

Während des Freitagsgebet sagte Ayatollah Ahmad Dschannati, der Film sei ein weiterer verzweifelter Versuch der USA, den wachsenden Einfluss des Islams in der Welt zu stoppen. „Die Geschichte ändert sich in Richtung einer globalen Islamisierung.“

Die religiöse Führung des Irans verlangte von den USA, die Macher des anti-islamischen Schmähvideos zu bestrafen. „Wenn amerikanische Politiker es ehrlich meinen mit ihrer Behauptung, nichts mit diesem Film zu tun zu haben, dann müssen sie diejenigen bestrafen, die für dieses schwere, abstoßende Verbrechen verantwortlich sind“, forderte Ajatollah Ali Chamenei nach Berichten staatlicher Medien vom Freitag.

„Die US-Regierung und die Zionisten sind die Hauptverdächtigen für dieses abscheuliche und im Rausch begangene Verbrechen, das die Herzen der Muslime weltweit gebrochen hat“, wurde Chamenei weiter zitiert. Im Iran waren im Anschluss an die Freitagsgebete landesweit Proteste gegen die USA und Israel geplant.

US-Außenministerin Hillary Clinton hatte den in den USA produzierten Film bereits am Donnerstag verurteilt. Er sei „abscheulich und verwerflich“, sagte Clinton. Zugleich stellte sie klar, dass die US-Regierung „absolut nichts mit diesem Video zu tun hat“. Auch Israel hat sich von Autor und Film distanziert.

Tausende Muslime protestieren in Südasien

In den muslimisch geprägten Ländern Südasiens haben nach den Freitagsgebeten mehrere tausend Gläubige weitgehend friedlich gegen ein antiislamisches Schmähvideo aus den USA protestiert. In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka skandierten rund 10000 Demonstranten antiamerikanische Sprechchöre. Auch eine US-Flagge ging in Flammen auf. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz und verhinderte, dass die Menschen bis zur US-Botschaft ziehen konnten.

Mehrere hundert Menschen gingen in Pakistan auf die Straße. Auf Spruchbändern war unter anderem zu lesen: „Gotteslästerung hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.“ In der Hauptstadt Islamabad kam es zu kleineren Handgreiflichkeiten zwischen Demonstranten und Polizisten. Kundgebungen wurden auch aus Karachi, Lahore und Peshawar gemeldet.

Im Nachbarland Afghanistan gab es in der Ostprovinz Nangarhar eine Protestaktion mit mehreren hundert Teilnehmern. Nach Angaben der Provinzregierung forderten die Demonstranten von der US-Regierung, die Produzenten des Schmähvideos zur Verantwortung zu ziehen. In der Hauptstadt Kabul waren aus Angst vor gewaltsamen Protesten die Sicherheitsvorkehrungen am Freitag massiv verstärkt worden.

Mit Material von dpa, rtr und dapd