Ein vermeidlich islamfeindlicher Film war Grund für die Angriffe auf das US-Konsulat. Al-Kaida nahe Gruppe Ansar al-Scharia verantwortlich.

Bengasi. In Libyen haben radikale Islamisten den US-Botschafter und drei Botschaftsangehörige getötet. Hintergrund waren Proteste gegen einen aus den USA stammenden Film, in dem nach Ansicht von Muslimen der Prophet Mohammed verunglimpft wurde. Der Angriff am späten Dienstagabend auf das Konsulat in der ostlibyschen Stadt Bengasi stieß am Mittwoch weltweit auf Empörung. US-Präsident Barack Obama sprach in Washington von einem „verabscheuungswürdigen Angriff“ und kündigte eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen an allen diplomatischen Vertretungen der USA weltweit an. Libyen bat um Verzeihung für die Ermordung der US-Bürger und versprach, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan riefen ihre Kämpfer auf, sich für den Film an US-Soldaten zu rächen. Alle Afghanen forderten sie zum Kampf gegen US-Bürger auf.

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Ein Vertreter der libyschen Sicherheitskräfte machte die der Al-Kaida nahe stehende Gruppe Ansar al-Scharia für den Angriff verantwortlich. Diese sunnitische Islamistengruppe sei in Bengasi aktiv gewesen. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte in Washington, es handle sich um eine „kleine und unzivilisierte“ Gruppe. Es sei kein Angriff des Volkes oder der Regierung von Libyen gewesen. Sie betonte, dass die Beziehungen zwischen den USA und Libyen nicht leiden würden. Obama sagte, die USA würden mit Libyen zusammenarbeiten, um die Täter vor Gericht zu bringen. Der Präsident der libyschen Nationalversammlung, Mohammed Magarief, versicherte, niemand werde seiner Strafe entgehen. Alle Ausländer in Libyen stünden unter dem Schutz des Landes und seiner Sicherheitskräfte.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte den Angriff auf die Botschaftsangehörigen. „Die Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen“, sagte er in Berlin. Mit Blick auf den umstrittenen Film sagte er, die Bundesregierung wende sich entschieden gegen jeden Versuch, die Gefühle anderer zu verletzen. Gewalt dürfe aber kein Mittel gegen solche Provokationen sein.

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Der stellvertretende Innenminister Wanis al-Scharif sagte in Tripolis, zwei der US-Bürger seien getötet worden, als US-Soldaten versucht hätten, die Botschaftsangehörigen in Sicherheit zu bringen. Das Botschaftspersonal sei nach Angriffen auf das Konsulat in einen geheimgehaltenen Unterschlupf gebracht worden. Von dort hätten sie in Sicherheit gebracht werden sollen. Doch davon hätten die Angreifer gewusst, sagte Scharif.

Auslöser der Attacken waren nach libyschen Angaben Tumulte vor der US-Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Demonstranten zeigten sich erbost über einen amateurhaften Film, der nach ihrer Ansicht den Propheten Mohammed beleidigt. In einem auf YouTube zu sehenden Ausschnitt wird Mohammed als Narr, Homosexueller, Kinderschänder und Frauenheld gezeigt. Viele Muslime empfinden allein schon eine Darstellung Mohammeds als beleidigend. So verurteilte der afghanische Präsident Hamid Karsai den Film scharf.

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US-Medienberichten zufolge trägt der Film den Titel „Die Unschuld der Muslime“. Er werde vom christliche Prediger Terry Jones beworben und sei von einem israelisch-amerikanischen Immobilienentwickler produziert worden. Jones hatte im Jahr 2010 Proteste in Afghanistan ausgelöst mit der Drohung, den Koran zu verbrennen. Nun erklärte er, er habe anlässlich des 11. Jahrestags der Anschläge des 11. September 2001 ein Video veröffentlicht, in dem für einen Film geworben werde, der den Propheten in „satirischer“ Weise porträtiere.

In Kairo hatten sich aus Protest gegen den Film 2000 Demonstranten versammelt. Manche kletterten die Mauern der US-Botschaft hoch. Sie brachten die US-Flagge an sich, zerrissen und verbrannten sie. „Dieser Film muss sofort verboten werden, und es sollte eine Entschuldigung folgen“, sagte ein 19-Jähriger.

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Clinton erklärte nach den Vorkommnissen in Kairo: „Die USA verurteilen jede gezielte Bemühung, andere religiöse Glaubensrichtungen zu verunglimpfen. Aber um es ganz deutlich zu machen: Das ist niemals eine Rechtfertigung für gewaltsame Akte dieser Art.“

Nach der Revolte gegen Machthaber Muammar Gaddafi hat die libysche Übergangsregierung große Schwierigkeiten, die Ordnung im Land herzustellen. Zahllose bewaffnete Gruppen weigern sich, ihre Waffen niederzulegen, und nehmen das Gesetz häufig selbst in die Hand. In Ägypten bemühen sich die USA um intensivere Kontakte mit der neuen Regierung von Präsident Mohammed Mursi.