Der radikale Christ bewirbt einen Film, in dem der Prophet Mohammed beleidigt wird. In Ägypten und Libyen reagierten Muslime mit Angriffen auf US-Vertretungen. In Bengasi starb ein Diplomat.

Kairo/Bengasi. Er hat - so mag man meinen - wieder einmal sein Ziel erreicht: Der umstrittene US-amerikanische Pastor Terry Jones hat mit der Werbung für einen islamkritischen Film Teile der arabischen Welt gegen die Verinigten Staaten und den Westen aufgebracht. Indem der radikale Christ erklärt hatte, anlässlich des 11. Jahrestags der Anschläge des 11. September 2001 ein Video mit Hinweisen auf einen Film zu veröffentlichen, der den Propheten Mohammed in "satirischer“ Weise porträtiere, hat Jones in Ägypten und Libyen schwere Tumulte ausgelöst. Schon 2010 hatte Jones in Afghanistan heftige Proteste ausgelöst mit der Drohung, den Koran zu verbrennen .

Bei den jüngsten gewaltsamen Protesten haben die Demonstranten jetzt diplomatische Vertretungen der USA in Ägypten und Libyen ins Visier genommen. Dabei ist am Dienstag ein US-Diplomat getötet worden . Er starb nach Angaben von US-Außenministerin Hillary Clinton bei einem Angriff auf das Konsulat in der zweitgrößten libyschen Stadt Bengasi. Zuvor waren in Kairo Demonstranten die Mauern der US-Botschaft hochgeklettert und hatten die US-Flagge abgerissen und verbrannt.

In Bengasi eröffneten nach Angaben der libyschen Behörden am Abend Unbekannte mit Gewehren das Feuer auf das US-Konsulat. "Die libyschen Sicherheitskräfte gerieten unter heftiges Feuer und waren auf die Intensität des Angriffs nicht vorbereitet“, sagte ein Sprecher von Libyens Oberstem Sicherheitskomitee. Augenzeugen beobachteten Plünderer auf dem verlassenen Gelände des US-Konsulats, die Tische, Stühle und Waschmaschinen forttrugen. Gewehrschützen feuerten auf die Gebäude, andere warfen selbst gebastelte Sprengsätze auf das Gelände, wo kleinere Feuer brannten.

Clinton in Sorge um Ausweitung der Proteste

Clinton verurteilte den Angriff und erklärte, sie habe mit dem libyschen Präsidenten Mohammed el Megarif telefoniert, um den Schutz von Amerikanern in Libyen zu koordinieren. Clinton zeigte sich besorgt, dass die Proteste sich auf andere Länder ausweiten könnten. Die USA arbeiteten mit Partnern in der ganzen Welt zusammen, "um unsere Mitarbeiter, unsere Missionen und amerikanische Bürger weltweit zu schützen“.

Zuvor war es zu den Protesten in Kairo gekommen. Dort versammelten sich etwa 2000 Demonstranten. "Dieser Film muss sofort verboten werden, und es sollte eine Entschuldigung folgen“, sagte ein 19-Jähriger zu dem Mohammed-Video. In der Al-Ashar-Moschee in Kairo wurde ein "symbolischer“ Prozess gegen den Propheten verurteilt, den eine US-Gruppe um Jones organisiert habe.

Video wird vorerst nicht entfernt

US-Medienberichten zufolge trägt der Film den Titel "Die Unschuld der Muslime“. Er werde von Jones beworben und sei von einem israelisch-amerikanischen Immobilienentwickler produziert worden. Viele Muslime empfinden jedwede Darstellung Mohammeds als beleidigend.

Der Film wurde von einem Amerikaner in Kalifornien produziert. In dem Film, von dem Ausschnitte im Internet bei Youtube zu sehen sind, wird der Prophet beim Sex gezeigt und seine Rolle als Überbringer von Gottes Wort angezweifelt. Das Video wird von einem ägyptischen Christen in den USA beworben.

+++ USA gedenken versöhnlich Anschlägen vom 11. September +++


Ein Sprecher von YouTube erklärte, die Website werde das Video nicht entfernen. Sam Bacile, der Amerikaner, der nach eigenen Angaben das Drehbuch für den zweistündigen Film schrieb, ihn produzierte und auch Regie führte, sagte, er habe mit solch einer Reaktion nicht gerechnet. "Es tut mir leid für die Botschaft“, erklärte er . "Ich bin wütend.“ Er sei Jude und kenne die Region. Der vollständige Film sei noch nicht gezeigt worden. Angebote für einen Vertrieb habe er bisher abgelehnt.

Der in Ägypten geborene Christ Morris Sadek bewarb das Video auf seiner Website und in diversen Fernsehsendern, wie er erklärte. Beide betonten, der Film zeige, wie koptische Christen in Ägypten unterdrückt würden. Die ägyptischen Medien berichten seit mehreren Tagen über den Film und zeigten Ausschnitte. Konservative Geistliche verurteilten das Video.

Libysche Regierung hat große Schwierigkeiten

Nach Angaben der libyschen Behörden besteht ein Zusammenhang zwischen den Protesten in Kairo und Bengasi. Dagegen sagte ein US-Regierungsvertreter in Washington, er habe keinen Grund anzunehmen, dass es zwischen beiden Vorfällen eine Verbindung gebe. Außenministerin Clinton verurteilte den Angriff auf das Konsulat in Bengasi.

Nach der Revolte gegen den im vergangenen Jahr gestürzten und getöteten Machthaber Muammar Gaddafi hat die libysche Übergangsregierung große Schwierigkeiten, die Ordnung im Land herzustellen. Zahllose bewaffnete Gruppen weigern sich, ihre Waffen niederzulegen, und nehmen das Gesetz häufig selbst in die Hand. In Ägypten bemühen sich die USA um intensivere Kontakte mit der neuen Regierung von Präsident Mohammed Mursi.

Mit Material von rtr und dapd