145 Uno-Staaten beraten über Zusammenfassung des Klimaberichts. Die Erwärmung ist nicht mehr umkehrbar.

Valencia/Berlin. Harsch kritisierte das Bundesumweltministerium das Auftreten der USA bei den Verhandlungen des Weltklimarates im spanischen Valencia. "Sie wollen das Rad zurückdrehen", urteilte der Parlamentarische Umweltstaatssekretär Michael Müller (SPD) gegenüber dem Abendblatt. "Die Delegation versucht, trotz der erdrückenden wissenschaftlichen Fakten und trotz der Auszeichnung der Arbeit des Weltklimarates mit dem Friedensnobelpreis erneut den Zusammenhang zwischen den vom Menschen verursachten Emissionen von Treibhausgasen und dem Klimawandel zu relativieren." Man müsse diese Menschheitsfrage mit allem gebotenen Ernst und nicht nach nationalen Interessen behandeln, forderte Müller.

Seit Montag verhandeln die Regierungsdelegationen von 145 Uno-Mitgliedstaaten in Valencia hinter verschlossenen Türen über die Zusammenfassung des aktuellen Uno-Klimaberichts (wir berichteten). Er basiert auf den drei Teilberichten, die dieses Jahr nach langem Ringen in Paris, Brüssel und Bangkok verabschiedet worden waren. Jeder dieser Berichte, an denen 2500 Forscher aus den 192 Uno-Mitgliedstaaten mitwirkten, hatte weltweit für großes Aufsehen gesorgt, da sie die Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels eindringlich schilderten. Wenn die globale Erwärmung ungebremst bleibt, wird der Meeresspiegel so steigen, dass Inselstaaten und Küstenregionen untergehen, 40 Prozent der Arten werden aussterben und mehr als 180 Millionen Menschen ihre Heimat verlieren. Einige Folgen sind bereits erkennbar und schon unumkehrbar. Schon vor Valencia hatten die Wissenschaftler betont, dass Wassermangel, Dürre und Waldbrände zunehmen werden, selbst wenn das Ruder weltweit herumgerissen würde.

"Die Europäer dringen auf eine Verschärfung des Entwurfs, den die Wissenschaftler vergangenes Wochenende ausformuliert haben", sagt Mitautor Olav Hohmeyer, Professor an der Uni Flensburg. So möchten die EU-Delegationen die Folgen des Klimawandels konkreter benennen. Sie versuchten, Beispiele - wie die Ausbreitung der Malaria oder die Zunahme der Hitzetoten - einzufügen. Das wiesen die USA zurück, da der Bericht zu lang würde. Vereinbart ist, dass er einen Umfang von zehn Druckseiten nicht überschreiten soll. "Wenn es aber darum geht, die Aussagen abzumildern, interessiert die Länge plötzlich nicht mehr", so Hohmeyer. China will in dem Papier festhalten, dass die Erderwärmung vor allem auf Emissionen des vorigen Jahrhunderts zurückgehe. "Damit wollen sie klarmachen, dass die Industriestaaten die Verantwortung für die jetzige Entwicklung tragen", erläutert Hohmeyer.

Gleichwohl erwartet Hohmeyer keine bösen Überraschungen. Am Sonnabend werde ein Synthesebericht vorliegen, der eine gute Grundlage für die politischen Verhandlungen Anfang Dezember auf Bali sein werde. Dort soll die Nachfolge des Kyoto-Protokolls geregelt werden. In diesem hatte sich die internationale Staatengemeinschaft erstmals auf verbindliche Handlungsziele und Umsetzungsschritte für den globalen Klimaschutz geeinigt.