Was ist wann zu tun? Das Abendblatt nennt die wichtigsten Punkte in sieben Kernbereichen.

Sehr viel mehr Klimaschutz als heute ist möglich und nötig. Er ist sowohl technisch machbar als auch wirtschaftlich verträglich. Dies ist das Fazit des dritten Berichts des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Das Uno-Gremium hatte mit seinem ersten und zweiten Report im Februar und April bereits über den Stand des Wissens zum Klimawandel und zu den wahrscheinlichen Folgen der Erderwärmung informiert. Der am Freitag in Bangkok veröffentlichte dritte Teil behandelt nun den Klimaschutz.

Schlüsseltechnologien und Methoden zur Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes seien auf dem Markt. Es sei wirtschaftlich sinnvoll, neben CO2 auch die anderen Gase, etwa Methan und Lachgas, in den Klimaschutz einzubeziehen. Ausführlich beschreibt der IPCC die Klimaschutzpotenziale für die sieben wichtigsten Bereiche:

Energie

Die wachsenden Kraftwerksparks in Entwicklungsländern und die alternde Infrastruktur der Industriestaaten lassen erwarten, dass bis 2030 weltweit etwa 20 000 Milliarden US-Dollar (gut 15 000 Mrd. Euro) in die Energieversorgung investiert werden.

Der IPCC-Bericht zählt Techniken auf, die den Kohlendioxid-Ausstoß senken helfen: Höhere Wirkungsgrade bei der Energieversorgung, Brennstoffwechsel von Kohle zu Gas, Kernenergie, erneuerbare Energien (Wind, Solar, Wasserkraft, Erdwärme, Bioenergie), die gleichzeitige Produktion von Strom und Heizenergie (Kraft-Wärme-Kopplung), schneller Einsatz der CCS-Technologie, das ist die Abtrennung von CO2 aus Kraftwerksabgasen und anschließende unterirdische Endlagerung.

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der globalen Stromproduktion könnte von heute 18 auf 30 bis 35 Prozent wachsen, so der Bericht. Bei der Kernenergie hält er einen Anstieg von heute 16 auf 18 Prozent für möglich.

Verkehr

Es gibt ein großes Klimaschutzpotenzial im Verkehrsbereich. Doch die Optionen stoßen auf viele Hürden, etwa durch andere Vorlieben der Konsumenten oder fehlende politische Vorgaben. Zu den Zukunftstechniken zählt der IPCC: Sparsamere Fahrzeuge, Hybridantriebe aus Verbrennungs- und Elektromotoren, bessere Dieselmotoren, Bio-Kraftstoffe, Verlagerung von Gütern auf die Schiene, Umstieg vom Auto in Bus und Bahn, auf das Fahrrad oder einfach auf Schusters Rappen, klimaschonende Stadt- und Verkehrsplanung.

Gebäude

Etwa 30 Prozent des für 2030 prognostizierten Treibhausgas-Ausstoßes im Gebäudebereich kann mit rentablen Investitionen vermieden werden, heißt es im Klimareport. Er schlägt vor: Sparsamere Elektrogeräte, Heizungen und Klimaanlagen, bessere Wärmedämmung, eine Architektur, die die Sonnenwärme optimal einsetzt oder abschirmt, klimaschonende Kühlmittel, Energie sparende Beleuchtung, auch durch stärkere Nutzung des Tageslichts.

Industrie

Weder in den Industriestaaten noch in den Entwicklungsländern wird das wirtschaftlich rentable Klimaschutzpotenzial voll genutzt, stellt der IPCC fest. Es gebe eine große Palette an Maßnahmen zur Verbesserung technischer Prozesse, vor allem in den energieintensiven Industrien. Auch stünden energieeffizientere Maschinen und Geräte bereit. Weitere Ansätze: Wärmerückgewinnung, Einsatz von klimaschonenden Materialien, Recycling.

Landwirtschaft

Bessere landwirtschaftliche Methoden können einen deutlichen und gleichzeitig kostengünstigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dazu zählen: schonendere Bodenbearbeitung, um die Kohlenstoff-Speicherung der Böden zu fördern, Wiederbelebung von übernutzten Flächen, verbesserte Reiskultivierung und Viehhaltung zur Senkung der Methan-Emissionen, gezieltere Ausbringung von Stickstoffdünger, um das Entweichen von Lachgas zu vermeiden, der Anbau von Energiepflanzen als Ersatz von fossilen Brennstoffen.

Waldnutzung

Auch die Wälder können einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Etwa die Hälfte des vorhandenen Potenzials ließe sich durch die Bekämpfung von Brandrodungen wecken. Zudem können die (Wieder-)aufforstung von Wäldern, ein gutes Forstmanagement, weniger Waldzerstörung und der Einsatz von Holz als Ersatz für Gas, Kohle und Öl beim Klimaschutz helfen.

Abfall

Das Klimaschutzpotenzial der Abfallwirtschaft ist mit einem Gesamtanteil von unter fünf Prozent eher klein, aber recht einfach zu erschließen. Die Vorschläge der Experten: aus Mülldeponien entweichendes Methan auffangen und als Energieträger einsetzen, mit Müllverbrennung Strom und Wärme produzieren, Recycling und Abfallvermeidung, Kompostierung von Bio-Abfall.

Verschiedene politische Instrumente können die Anwendung dieser Schlüsseltechnologien fördern. Der Bericht schlägt generell vor, Klimaschutz stärker in die Entwicklungspolitik zu integrieren. Als weitere Hebel nennt er Gesetze und technische Standards, Steuern und Abgaben, den Emissionsrechtehandel, staatliche Förderungen, freiwillige Vereinbarungen, Forschung und Entwicklung sowie Informationskampagnen. Der vollständige Bericht in englischer Sprache steht im Internet unter www.ipcc.ch Stichwort: "Working Group III Report"