Am Freitag hat der Weltklimarat im spanischen Valencia seinen zusammenfassenden Bericht über den vom Menschen verursachten Klimawandel verabschiedet. Die Botschaft ist klar: Noch können wir das Schlimmste verhindern. Und wir haben auch die technischen und finanziellen Mittel dazu. Doch schon jetzt werden die Folgen der Emission von Treibhausgasen die kommenden 500 bis 1000 Jahre bestimmen. Am härtesten wird es die Entwicklungsländer und die Gebiete um den Polarkreis treffen.

Valencia

  • Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist ein Fakt jenseits aller Zweifel. Er ist bereits an den Temperaturveränderungen der letzten hundert Jahre (+0,74 Grad Celsius) deutlich ablesbar. Er schreitet deutlich schneller voran als noch vor wenigen Jahren angenommen. Der letzte große IPCC-Bericht war im Jahr 2001 noch von einem Temperaturanstieg von 0,6 Grad Celsius für die gleiche Periode ausgegangen.
  • Die gemessenen Temperaturerhöhungen sind zum weitaus größten Teil auf die Emission der Treibhausgase Kohlendioxid (CO2), Methan, Lachgas und FCKWs zurückzuführen. Die Konzentration dieser Treibhausgase lag im Jahr 2005 höher als in den letzten 650 000 Jahren.
  • Die Emissionen von CO2 aus dem Einsatz der fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas verursachen den größten Teil des Problems und wachsen enorm. Allein zwischen 1970 und 2004 stiegen die CO2 Emissionen um etwa 80 Prozent.
  • Ohne einschneidende klimapolitische Schritte werden diese Emissionen in den nächsten Jahrzehnten mit hoher Geschwindigkeit weiter ansteigen.
  • Allein für die nächsten zwanzig Jahre wird von einer weiteren mittleren globalen Temperaturerhöhung um 0,4 Grad Celsius ausgegangen. Insgesamt wird die Temperatur über den Kontinenten und in den nördlichen Breiten noch deutlich schneller steigen.
  • Die Auswirkungen der Temperaturerhöhungen besonders auf die großen Eismassen der Erde scheinen bisher deutlich unterschätzt worden zu sein, wie die neuesten Beobachtungen des Rückgangs der Eisbedeckung des Nordpolarmeers zeigen. Ein Anstieg der Temperatur über Grönland um mehr als drei Grad Celsius würde langfristig zum kompletten Abschmelzen des Grönlandeises und zu einer Erhöhung des Meeresspiegels um etwa sieben Meter führen.
  • Die einmal emittierten Treibhausgase verbleiben bis zu Jahrhunderten in der Atmosphäre. Auch bei einer entscheidenden Reduktion der Emissionen stellt sich nur langsam eine stabile Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre ein. Noch länger dauert es, bis sich ein neues stabiles Temperaturniveau einstellt. Wir lösen mit unseren Emissionen bereits heute Auswirkungen wie das Abschmelzen der Gletscher für die nächsten 500 bis 1000 Jahre aus.
  • Eine weitere Erwärmung wird zudem Rückkopplungseffekte auslösen, indem sie die Aufnahmefähigkeit der Ozeane und der landbasierten Ökosysteme für CO2 deutlich vermindert.
  • Zuerst betroffen von den negativen Auswirkungen des Klimawandels, von Hitzwellen, Dürren, und Überschwemmungen sind sehr tief liegende Küstenregionen, die Wasserversorgung in den trockenen Teilen der Tropen und Subtropen, die Nahrungsmittelproduktion in Bereichen um den Äquator und die menschliche Gesundheit in allen den Ländern und Bevölkerungsschichten, die nur geringe Möglichkeiten haben, sich zu schützen.
  • Die Folgen des Klimawandels treffen besonders die Ärmsten der Armen. Dies gilt auch für die ärmsten Schichten in den wohlhabendsten Ländern der Welt.
  • Nur bei einer Beschränkung der Temperaturerhöhung auf weniger als 2,4 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau von 1850 wird es möglich sein, die schwerwiegendsten Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels zu vermeiden.
  • Eine Stabilisierung auf diesem Niveau erfordert es, bis spätestens 2020 den Höhepunkt der weltweiten Treibhausgasemissionen überschritten zu haben. Bis zum Jahr 2050 müssen die Emissionen um 50 bis 65 Prozent gegenüber den Emissionen des Jahres 2000 reduziert werden.
  • Den Hauptbeitrag zur notwendigen Reduktion der Treibhausgase wird eine Umstellung unseres Energiesystems erbringen müssen. Nur wenn es gelingt, die CO2 Emissionen aus der Nutzung fossiler Energieträger fast auf null zu senken, wird es möglich sein, das Klimaproblem zu lösen.
  • Das IPCC zeigt, dass die größten Beiträge zur Lösung dieses Problems aus einer sehr viel effizienteren Energienutzung und aus einer Umstellung der Energieversorgung auf die Nutzung regenerativer Energieträger wie Solar- und Windenergie, Biomasse, Geothermie und Wasserkraft zu erwarten sind.
  • Der Bericht zeigt darüber hinaus, dass die hierfür erforderlichen Technologien entweder bereits kommerziell verfügbar sind, oder bei einer Veränderung der politischen Rahmenbedingungen relativ kurzfristig verfügbar gemacht werden können.
  • Der Bericht unterstreicht, dass die erforderlichen Technologien zu deutlich niedrigeren Kosten verfügbar sind, als dies noch im Bericht des IPCC im Jahr 2001 angenommen wurde. Analysen haben gezeigt, dass die Kosten für eine sehr anspruchsvolle Reduktion der Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahren das globale Wachstum um 3 Prozent reduzieren würden, wenn man die positiven Effekte der vermiedenen Klimafolgekosten nicht mit in Betracht zieht.
  • Der Bericht weist ausdrücklich darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Wachstumsverluste allein durch die positiven Nebenwirkungen einer solchen Politik ausgeglichen werden kann.
  • Nimmt man alle Aussagen des Berichts zusammen, wird klar, dass wir endlich entschieden handeln müssen. Er zeigt gleichzeitig, dass wir alle Möglichkeiten haben, das Problem zu lösen, und dass die Lösungen erstaunlich preiswert zu haben sind.