Während die Presse sich unbeirrt weiter mit der Aufklärung seiner Skandalgeschichten beschäftigt, vertraut Berlusconi wieder auf seinen Charme.

Rom. Noch vor wenigen Tagen düster und verärgert angesichts der ständigen Negativschlagzeilen, erklärte der 72-jährige Medienmogul nun: "Die Italiener lieben mich, so wie ich bin. Großzügig, ehrlich und zuverlässig. Deshalb werde ich mich nicht ändern." Er habe vielleicht den einen oder anderen "falschen" Gast eingeladen, aber es sei niemals etwas Unmoralisches vorgefallen, zitierten ihn italienische Medien.

Auch der in den letzten Tagen von vier italienischen Wissenschaftlerinnen lancierte Boykott-Aufruf, die First Ladies der G8-Staaten sollen dem Gipfel im Juli in Italien fernbleiben, kümmert den als Frauenheld bekannten italienischen Premier wenig: "Was macht ihr denn da oben so ganz ohne Frauen? Seid ihr homosexuell? Das nächste Mal bringe ich euch ein paar Show-Girls mit - volljährige, versteht sich", scherzte Berlusconi in L'Aquila mit Bauarbeitern, die den Gipfel der sieben führenden Industriestaaten und Russlands vorbereiteten.

Die Wissenschaftlerinnen von Universitäten in Mailand, Perugia, Padua und Ferrara hatten ihre ungewöhnliche Protestaktion mit Berlusconis "inakzeptablen sexistischen Reden" begründet, welche "die Würde aller Frauen" untergrabe. Der Aufruf sei bereits von 6500 Frauen unterschrieben worden. Zum G8-Gipfel vom 8. bis zum 10. Juli in L'Aquila werden unter anderem auch Michelle Obama und Carla Sarkozy erwartet.

Die Prostituierte Patrizia D'Addario hat unterdessen ihren Bericht über eine gemeinsame Nacht mit Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit weiteren Details angereichert. Sie habe auf einer Party mit Berlusconi zu Frank Sinatras "My Way" getanzt und die Nacht vom 4. November 2008 mit ihm verbracht, zitiert die Zeitung "La Repubblica" sie. Am nächsten Morgen habe sie Berlusconi zum gemeinsamen Frühstück eingeladen. Auf die Frage, ob das Frühstück im gleichen Raum wie das Abendessen am Vorabend serviert worden sei, antwortete sie: "Nein. Es war an einem intimeren Ort."

Das Luxus-Callgirl gab an, zwei Partys bei Berlusconi besucht zu haben. Bei einer Feier seien rund 20 junge Frauen gewesen, darunter zwei bekannte lesbische Prostituierte. Die Frauen hätten den Premier umschwärmt wie in einem "Harem". Sie habe ihre Begegnung mit Berlusconi aufgenommen und die Aufzeichnung der Staatsanwaltschaft in Bari übergeben. Die Prostituierte wies Anschuldigungen Berlusconis zurück, sie sei bezahlt worden, um ihn bloßzustellen. Danach habe sie von dem Geschäftsmann Giampaolo Tarantini 1000 Euro erhalten, dass sie am 15. Oktober zu einer Party Berlusconis gegangen ist. Für die Begegnung am 4. November habe sie kein Geld, aber Berlusconis Versprechen erhalten, von ihm in einem Immobilienstreit unterstützt zu werden.