Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will nun vor dem Parlament eine Erklärung über sein “wahres Verhältnis“ zu dem Model Noemi Letizia abgeben. Es scheint, als sei seine Beziehung zu der Schülerin zum Thema des Europawahlkampes geworden.

Rom. Er schwärmte am Telefon von ihrem "engelsgleichen Gesicht" und ihrer "Reinheit". Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi (72) und das blonde Model Noemi Letizia (18) aus Neapel - nur eine "väterliche Beziehung", wie der Premier sagt, oder doch eine verhängnisvolle Affäre?

In Italien ist die ungewöhnliche Liaison zu einem beherrschenden Thema für die Europawahlen Anfang Juni geworden. Die Opposition prüft die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, der ermitteln soll, ob der konservative Regierungschef die Unwahrheit gesagt habe. Berlusconi wehrte sich in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN.

An der Beziehung sei "nichts Negatives", sagte er. "Jetzt haben sie mir vorgeworfen, ich hätte in meinen Pressemitteilungen gelogen", zürnte Berlusconi. "Um dem entgegenzutreten, werde ich reagieren, ich werde genau erklären, was Sache ist und ich werde wieder einmal die Italiener auf meiner Seite haben." Er habe nicht gelogen, sondern lediglich versucht, die Privatsphäre der jungen Frau zu schützen. Die Opposition wolle mit der Kampagne seiner Partei bei der Europawahl schaden, aber sie werde einen "Boomerang-Effekt" erleben, wenn die Wahrheit herauskomme. "Manche Leute werden sich schämen ..."

Nach einem in der linksgerichteten Zeitung "La Repubblica" erschienenen Interview mit dem Ex-Freund Noemis sind die Rufe nach einer Klarstellung lauter geworden. Gino Flaminio (22) sagte der Zeitung, Berlusconi habe Noemi und einige andere junge Frauen über Neujahr in seine Villa auf Sardinien eingeladen.

Er habe Telefongespräche der beiden mitgehört, in denen sich der Regierungschef nach ihren Leistungen in der Schule, ihren Eltern und ihren Interessen erkundigt habe. Noemis Vater kündigte gestern eine Verleumdungsklage gegen Flaminio und die Zeitung an. Flaminio habe seiner Tochter Dinge unterstellt, "die nie getan, gesagt oder gedacht" worden seien, sagte Benedetto Elio Letizia. Der sozialistische Politiker ist seit Jahren eng mit Berlusconi befreundet. "Unsere Freundschaft reicht bis 1990 zurück." 2001 sei sie intensiviert worden, nachdem Berlusconi handschriftlich zum Tod seines 19-jährigen Sohnes bei einem Autounfall kondoliert habe. Etwas später habe er Berlusconi seine damals zehnjährige Tochter Noemi vorgestellt. Berlusconi habe gesagt, das Mädchen solle ihn "wie einen Großvater" sehen. Er habe damals scherzend gesagt, sie solle ihn ruhig "Papa" rufen, weil Berlusconi ja noch so jung sei, sagte Letizia.

Berlusconis Noch-Ehefrau Veronica Lario (52) sieht das Verhältnis ihres Mannes zu der Schülerin weit weniger harmlos. Sie kündigte an, sich scheiden zu lassen. Einer der Hauptgründe: Berlusconis angebliche Affäre mit Noemi. Was sie besonders ärgerte: Während der milliardenschwere Medienunternehmer bei den 18. Geburtstagen seiner eigenen Kinder durch Abwesenheit glänzte, war er zu Noemis 18. Geburtstag eigens nach Neapel gereist. Und nicht nur das: Als "kleine Aufmerksamkeit" überreichte der Ministerpräsident der hübschen Blondine auch noch eine kostbare goldene Halskette mit Diamanten. Seine Frau tobte: "Ich fasse es nicht. Mein Mann trifft sich mit Minderjährigen!"

Berlusconi: "Ich habe die Feier besucht, um einer Familie von Freunden einen Gefallen zu tun." Die Berichte darüber hätten die Öffentlichkeit in die Irre geführt. "Leider ist auch meine Frau darauf hereingefallen."