Seine Besucher wurden verhaftet, doch er lässt sich nicht unterkriegen: Irans Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi kündigt weitere Demonstrationen an.

Teheran/Hamburg. Der iranische Oppositionsführer Mirhossein Mussawi hat seinen Vorwurf der massiven Wahlfälschung bekräftigt und eine Fortsetzung der friedlichen Proteste dagegen angekündigt. Zugleich machte er die Hintermänner der Manipulationen für das Blutvergießen bei den Demonstrationen verantwortlich und warnte, eine Unterdrückung der Opposition könne zu neuer Gewalt führen. Mussawi erklärte auf seiner Internetseite, auf ihn werde Druck ausgeübt, seine Forderung nach einer Annullierung der Wahl fallen zu lassen. Er denke aber nicht daran nachzugeben.

„Es hat Manipulationen in großem Umfang gegeben. Ich bin bereit zu beweisen, dass die Hintermänner verantwortlich für das Blutvergießen sind“, hieß im auf Mussawis Seite Internet. „Die Fortsetzung der rechtmäßigen und friedlichen Proteste wird dafür sorgen, dass wir unsere Ziele erreichen.“

Die Demonstrationen nach der Wahl vom 12. Juni, zu deren Sieger die Behörden Amtsinhaber Ahmadinedschad erklärt hatten, hatten in den vergangenen Tagen angesichts zahlreicher Festnahmen und einer massiven Straßenpräsenz von Sicherheitskräften und Milizen deutlich abgenommen. Andere Protestformen wie abendliche „Allahu akbar“-Rufe (Allah ist groß) von den Dächern Teherans gingen allerdings weiter. Für Freitag kündigten Anhänger Mussawis an, Tausende Luftballons mit der Aufschrift „Neda, Du wirst immer in unseren Herzen bleiben“ aufsteigen zu lassen.

Damit beziehen sie sich auf eine junge Frau, die nach ihrem angeblich bei einer Demonstration auf Video festgehaltenen Tod zur Symbolfigur des Protests geworden ist. Insgesamt sollen bei den Zusammenstößen rund 20 Menschen getötet worden sein.

Beobachtern zufolge hat sich die Auseinandersetzung um den Wahlausgang mittlerweile von der Straße in die Hinterzimmer des politischen Establishments verlagert. Mussawi, der den Wahlsieg für sich selbst reklamiert, hat dabei die Unterstützung einiger politischer Schwergewichte, darunter sind der Ex-Präsident und Chef der einflussreichen Expertenversammlung, Akbar Haschemi Rafsandschani, der frühere Präsident Mohammed Chatami und der angesehene Großajatollah Hossein Ali Montaseri, der einst als Nachfolger von Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini vorgesehen war. Der heutige Oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei hat sich dagegen auf die Seite Ahmadinedschads gestellt.

70 Teilnehmer eines Treffens von Universitätsprofessoren mit Mussawi wurden nach dessen Angaben anschließend festgenommen. Von offizieller Seite gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Insgesamt sind nach Angaben aus Kreisen der Reformer seit der Wahl Hunderte Protestführer und Politiker festgenommen worden.

Ahmadinedschad bezeichnete US-Präsident Barack Obamas jüngste Äußerungen über die Proteste nach Angaben der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars als Fehler und warf ihm vor, in die Wortwahl seines Vorgängers George W. Bush zurückzufallen. Obama hatte erklärt, er sei entsetzt und empört über die Gewalt gegen Demonstranten und deren Inhaftierung. „Wollen Sie in diesem Ton sprechen?“, zitierte die Agentur Ahmadinedschad. Wenn dies Obamas Haltung sei, gebe es nicht viel, worüber man zwischen beiden Seiten noch sprechen könne.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte , Deutschland stehe an der Seite derer, die im Iran friedlich demonstrieren wollten. Demonstrations- und Meinungsfreiheit seien wichtige Werte. Wo bei der Präsidentenwahl Unklarheiten herrschten, müsse es eine Nachprüfung geben.

Unterdessen hat der Fußball-Nationalstürmer Vahid Hashemian Berichte über Sanktionen des iranischen Fußball-Verbandes wegen einer politischen Protestaktion zurückgewiesen. Dem 33 Jahre alten Profi sei weder der Pass abgenommen worden noch wisse er von einem Spielverbot, wird Hashemian auf der Internetseite seines Bundesliga-Clubs VfL Bochum zitiert. Er sei nach dem Länderspiel gegen Südkorea in der vergangenen Woche nach München gereist. „Allerdings habe ich von keinem meiner Teamkollegen gehört, dass ihm der Pass abgenommen wurde“, sagte Hashemian. Auch Mitspieler Mehdi Mahdavikia ist wieder in Deutschland, sein Club Eintracht Frankfurt hatte allerdings noch keinen Kontakt zu ihm. Sechs iranische Spieler, unter ihnen Mahdavikia und der frühere Bayern-Spieler Ali Karimi, waren in dem WM-Qualifikationsspiel in Seoul mit grünen Armbändern aufgelaufen. Grün ist die Farbe des iranischen Oppositionsführers Mir Hussein Mussawi.