Der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Goran Hadzic ist in den Niederlanden angekommen. Serbien hatte ihn ausgeliefert.

Belgrad. Der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Goran Hadzic ist in den Niederlanden angekommen, dort wurde er in das Gefängnis des UN-Kriegsverbrechertribunals gebracht. Serbien hat damit seinen letzten mutmaßlichen Kriegsverbrecher Goran Hadzic an das UN-Tribunal ausgeliefert. Die Abschiebung erfolgte damit nur zwei Tage nach der Festnahme von Hadzic. Er hatte keinen Widerspruch gegen seine Auslieferung an das Kriegsverbrechertribunal eingelegt, erklärte Anwalt Toma Fila am Donnerstag. Der frühere Führer der serbischen Minderheit in Kroatien war am Mittwoch nach jahrelanger Flucht verhaftet worden.

Goran Hadzic war erlaubt worden, bei einem Zwischenstopp auf dem Weg zum Flughafen in der Stadt Novi Sad seine kranke Mutter zu besuchen. Danach wurde er von Belgrad aus per Flugzeug in die Niederlande geflogen. Am gestrigen Morgen kamen seine Frau, seine Schwester und sein Sohn zu Besuch in die Haftanstalt in Belgrad.

Hadzic war am Mittwoch im Norden Serbiens verhaftet worden. Sein Äußeres war so verändert, dass Hadzic kaum mehr zu wiederzuerkennen war. Seinen dichten dunklen Vollbart, sein jahrelanges Markenzeichen, hatte er abgenommen. Er sei mit einer Pistole bewaffnet gewesen, die er jedoch nicht einsetzte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Nach Recherchen der heimischen Zeitungen hatte sich Hadzic auf frühere Geheimdienstmitarbeiter als Helfershelfer gestützt. Daneben sollen ihm Geistliche der Serbisch-Orthodoxen Kirche geholfen haben. In Krusedol, wo Hadzic verhaftet wurde, liegt ein historisches Kloster, das in den letzten Jahren aufwendig restauriert worden war.

Dem 52-Jährigen werden schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit im kroatischen Bürgerkrieg (1991-1995) vorgeworfen. Der ehemalige Präsident der sogenannten Serbischen Krajina, dem von Kroatien abgefallenen Gebiet der serbischen Minderheit, soll auch für eines der schwersten Kriegsverbrechen im November 1991 verantwortlich sein. Dabei waren im ostkroatischen Vukovar mehr als 200 Kroaten ermordet worden. Die kroatische Armee hatte am Ende des Krieges die Krajina zurückerobert. Mehr als 200 000 Serben waren damals vertrieben worden.

Geldmangel war Grund für seine Verhaftung

Das berichteten Zeitungen am Donnerstag in Belgrad unter Berufung auf die Ermittlungsbehörden. Er habe sich in einem Wald bei dem Dorf Krusedol nordwestlich von Belgrad mit einem Helfershelfer getroffen, der ihm Geld aushändigen wollte. Dabei hätten ihn Agenten des Geheimdienstes festgesetzt.

Zudem sei ihm zum Verhängnis geworden, dass er ein Ölbild des italienischen Malers Amedeo Modigliani verkaufen wollte, dessen Wert auf bis zu 15 Millionen Euro geschätzt werde. Dieses Gemälde habe der 52-Jährige 1991 in Frankreich mit Geld gekauft, dass er durch den groß angelegten Schmuggel von Treibstoff und Heizöl erworben habe.

Auch der Hadzic-Anwalt Toma Fila bestätigte mehreren Zeitungen, dass seinem Mandanten am Ende seiner siebenjährigen Flucht das Geld ausgegangen sei. Die meiste Zeit habe der frühere Führer der serbischen Minderheit in Kroatien während des Bürgerkrieges (1991-1995) in Russland verbracht, berichteten Medien.

Mit Material von dpa/dapd