Milos Saljic, der Anwalt von Ratko Mladic, hat Berufung gegen dessen Überstellung an das UN-Tribunal eingereicht – die Auslieferung verzögert sich.

Belgrad. Der Anwalt des mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladic hat Berufung gegen eine Überstellung des Exgenerals an das UN-Tribunal in Den Haag eingereicht. Der Schritt dürfte die Auslieferung um mindestens einen Tag verzögern. Anwalt Milos Saljic sagte, er habe den Berufungsantrag am Montag in einem Belgrader Postamt auf den Weg gebracht. Vor einer Entscheidung über das weitere Vorgehen muss das zuständige Gericht den Antrag nun prüfen.

Die Einspruchsfrist lief am heutigen Montagabend ab. Das Justizministerium erklärte, die Verteidigung wolle den Auslieferungsprozess in die Länge ziehen. Insgesamt könnte die Auslieferung zwei bis vier Tage dauern. Der stellvertretende serbische Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Bruno Vekaric, sagte, einer Auslieferung Mladics an das UN-Tribunal sollte nichts im Weg stehen.

Mladic würde nach Angaben seines Anwalts eine Überstellung nach Den Haag nicht überleben. Anwalt Saljic erklärte am Montag, Mladic sei schwer krank und werde einen Prozessbeginn nicht mehr erleben. Er bat um mehrere Ärzte, die seinen 69 Jahre alten Mandanten untersuchen sollen. Mladic war in der vergangenen Woche nach fast 16 Jahren auf der Flucht festgenommen worden . Er soll in dieser Zeit zwei Schlaganfälle erlitten haben.

Für die ihm vorgeworfenen Gräueltaten machte Mladic den früheren Präsidenten Slobodan Milosevic und die serbische Bevölkerung verantwortlich. „Ich habe Slobodan Milosevic nicht gewählt, ihr schon“, sagte Mladic nach Angaben von Staatsanwalt Vekaric.

Der frühere General habe erklärt, „die Schuld liegt bei Milosevic“ und allen Serben, die den damaligen Präsidenten unterstützt hätten, sagte Vekaric am Sonntag der Nachrichtenagentur AP. Milosevic starb 2006 während seines Prozesses vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Er war wegen Gräueltaten in Kroatien und Bosnien sowie wegen Völkermordes und weiterer Verbrechen im Kosovo angeklagt.

Ausschreitungen in Belgrad

Nach einer Demonstration gegen die Festnahme Mladics kam es am Sonntagabend zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die Demonstranten warfen Mülltonnen um, beschädigten Verkehrsampeln und zündeten Feuerwerkskörper. Zuvor hatten sich rund 7.000 Menschen vor dem Parlament in Belgrad versammelt und die Freilassung von Mladic gefordert. 180 Menschen wurden festgenommen. Die Behörden meldeten außerdem 43 Verletzte, bei denen es sich mehrheitlich um Polizisten handele.

„Kooperation mit dem Haager Tribunal stellt Hochverrat dar“, rief Lidija Vukicevic von einer der radikalen Parteien der Menge zu. „Das ist ein Protest gegen die beschämende Festnahme eines serbischen Helden.“ Die Demonstranten forderten außerdem den Rücktritt von Präsident Boris Tadic, der Mladics Festnahme angeordnet hatte. Im Osten Bosniens versammelten sich rund 3.000 Unterstützer Mladics in der Stadt Kalinovik, um gegen dessen Festnahme zu protestieren.

Mladic, dem früheren militärischen Führer der bosnischen Serben im Bürgerkrieg von 1992 bis 1995, werden Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Er soll unter anderem das Massaker von Srebrenica befohlen haben, bei dem 8.000 muslimische Jungen und Männer ermordet wurden. Außerdem soll er maßgeblich für die vierjährige Belagerung von Sarajevo verantwortlich gewesen sein.