Laut syrischem Fernsehen sind 19 Polizisten in Daraa getötet worden. Sicherheitskräfte schossen mit scharfer Munition auf Protestler.

Beirut. Bei Protesten in Syrien sind am Freitag offenbar mindestens 20 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Widersprüchliche Angaben gab es über Täter und Opfer: Eine syrische Menschenrechtsorganisation erklärte, Sicherheitskräfte hätten in mehreren Städten das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Das syrische Fernsehen berichtete, in der Stadt Daraa seien 19 Polizisten und Sicherheitskräfte getötet worden. Bereits zuvor hatte die Regierung bewaffnete Schlägertrupps für die Gewalt verantwortlich gemacht.

Der Leiter der Nationalen Organisation für Menschenrechte, Ammar Kurabi, hatte zuvor aus Daraa – dem Zentrum der Protestbewegung gegen das Regime von Präsident Baschar Assad – 16 getötete Menschen berichtet. Drei Menschen seien bei einer Kundgebung in Harasta, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus, ums Leben gekommen. Ein Opfer habe es in der Stadt Homs gegeben.

„Meine Kleider waren blutdurchtränkt“

„Meine Kleider waren blutdurchtränkt“, sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AP am Telefon. Er berichtete, dass die Sicherheitskräfte in Daraa mit scharfer Munition auf die tausenden Demonstranten geschossen hätten. Er habe geholfen, die Toten und Verwundeten in das Krankenhaus der Stadt zu bringen.

Eine Krankenschwester sagte, es gebe keine Betten mehr, viele Menschen müssten in den umliegenden Moscheen versorgt werden. Da die Regierung den Zugang von Medien seit Beginn der Proteste eingeschränkt hat, war eine unabhängige Bestätigung der Augenzeugenberichte nicht möglich.

Die syrische Protestbewegung ruft seit drei Wochen jeden Freitag zu Kundgebungen gegen das Regime von Präsident Baschar al Assad auf, dessen Familie den Staat in Vorderasien seit nunmehr fast 40 Jahren regiert. Menschenrechtsorganisationen zufolge kamen bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste bislang 115 Menschen ums Leben.

Al Assad versuchte jüngst, mit einer Reihe von Zugeständnissen die Unruhen im Land zu ersticken. Unter anderem verlieh er am Donnerstag tausenden Kurden die syrische Staatsbürgerschaft. Er ging damit auf jahrzehntelange Forderungen der kurdischen Minderheit im Land ein. Viele syrische Aktivsten betrachten die Zugeständnisse der Regierung jedoch weiterhin mit Skepsis. Diese Entscheidungen seien nur kosmetischer Natur, sagte Oppositionsführer Haitham al Maleh. „Sie berühren nicht den Kern des Problems.“