Die Journalisten sind am Sonntagmorgen in Berlin angekommen. Außenminister Westerwelle holte sie am Sonnabend in Teheran ab.

Berlin. 133 Tage waren sie in iranischer Haft, nun sind die zwei deutschen Zeitungsreporter zurück in der Heimat. Sie kamen am frühen Sonntagmorgen mit einem Flugzeug in Berlin an. Einzelheiten zur Ankunft gab das Auswärtige Amt zunächst nicht bekannt. Die Journalisten der Zeitung „Bild am Sonntag“ waren von Außenminister Guido Westerwelle in Teheran abgeholt worden.

Westerwelle äußerte seinen Dank an alle, die an der Lösung des Falls mitwirkten. Er dankte auch seinem iranischen Amtskollegen Ali Akba Salehi für dessen Bemühungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich erleichtert. Sie sei sehr froh über die Rückkehr der beiden. „Ich hoffe, sie erholen sich bald – körperlich wie seelisch – und können die schlimmen Erlebnisse der letzten Monate überwinden“, sagte Merkel der Zeitung der beiden Reporter.

Das Blatt zitierte auch Verwandte von diesen: „Wir sind dankbar und glücklich und freuen uns, dass das lange Bangen und Hoffen doch noch ein gutes Ende gefunden hat“, erklärten der Zeitung zufolge zwei Schwestern eines der beiden Rückkehrer.

Die Reporter waren im Oktober festgenommen worden, weil sie Angehörige einer wegen Ehebruchs zum Tode verurteilten Frau interviewen wollten. Der Iran hatte ihnen illegale Einreise vorgeworfen, da sie kein Journalistenvisum beantragt hatten. Ursprünglich sollten sie wegen Spionage vor Gericht gestellt werden, wofür ihnen die Todesstrafe gedroht hätte. Nach iranischen Medienberichten wurden die Haftstrafen gegen die deutschen Journalisten aber in Geldbußen von je etwa 36.000 Euro umgewandelt.

Verwandte der beiden hatten einem Bericht des „Spiegel„ zufolge bei der iranischen Regierung um Gnade für die Männer gebeten. Zudem hatte Westerwelle Ende Januar Staatssekretär Wolf-Ruthart Born zu Gesprächen nach Teheran geschickt, um sich für eine Freilassung der Reporter einzusetzen. (Reuters/abendblatt.de)

Westerwelle im Iran

Westerwelle ist der erste europäische Außenminister seit Jahren, der nach Teheran reiste. Er wurde kurz nach seiner Ankunft in Teheran von Präsident Mahmud Ahmadinedschad empfangen, anschließend traf er sich zu Gesprächen mit seinem iranischen Kollegen Ali Akbar Salehi. Nach Angaben von Ahmadinedschads Büro ging es bei dem Treffen mit dem iranischen Präsidenten um „regionale Fragen, die Lage in Afghanistan sowie um die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit im Kampf gegen Terrorismus und Drogenschmuggel“.

In einer vom iranischen Fernsehen übertragenen kurzen Erklärung vor der Presse sagte Westerwelle, sein Treffen mit seinem iranischen Kollegen Salehi habe in erster Linie dazu gedient, sich gegenseitig kennenzulernen. Salehi und er hätten eine Reihe von „Ansichten und Meinungen“ ausgetauscht, doch sei es nicht der Zeitpunkt gewesen, wichtige Fragen zu diskutieren.

Salehi sagte, Ziel des Treffens sei eine „Vertiefung der bilateralen Beziehungen“ gewesen. Weitere Begegnungen seien vorgesehen. Der Iran wolle bei seinen Beziehungen mit Deutschland in die Zukunft blicken, sagte Salehi weiter. Teheran steht wegen seines umstrittenen Atomprogramms unter scharfen wirtschaftlichen und politischen Sanktionen der EU. Diese untersagen unter anderem ranghohe bilaterale Kontakte mit Teheran.

Vor Westerwelle waren bereits die deutschen Journalisten in Teheran eingetroffen. Sie landeten an Bord eines Flugzeugs aus Tabris, wo sie seit Oktober inhaftiert waren, auf dem Flughafen der iranischen Hauptstadt. Dort erwartete sie bereits ein Wagen der deutschen Botschaft. Zu ihrer Haft und überraschenden Freilassung wollten sich die beiden zunächst nicht äußern.

„Wir sind überrascht und glücklich. Für uns geht ein Albtraum zu Ende. Wir liegen uns alle in den Armen“, sagte der stellvertretende „BamS“-Chefredakteur Michael Backhaus AFP. Die Reporter waren im Oktober festgenommen worden, als sie den Sohn der zum Tode verurteilten Iranerin Sakine Mohammadi Aschtiani interviewten. Den Reportern wurde vorgeworfen, ohne entsprechendes Visum als Journalisten gearbeitet zu haben.

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Der Iran wirft zwei im Oktober festgenommenen deutschen "Bild am Sonntag"-Reportern Spionage vor. Damit droht ihnen die Todesstrafe. "Der Vorwurf wurde bestätigt", sagte der Justizchef der Provinz Ost-Aserbaidschan nach Angaben der halb amtlichen Nachrichtenagentur Fars. Ursprünglich hatte Teheran den Männern vorgeworfen, mit Touristenvisa illegal als Journalisten in dem Land gearbeitet zu haben.

Die Deutschen waren in der nordwestiranischen Stadt Täbris festgenommen worden, als sie den Sohn der Iranerin Sakine Mohammadi Aschtiani interviewen wollten, die wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt ist. Am späten Montagabend wurden die Deutschen im iranischen Fernsehen vorgeführt. Angeblich räumten sie dabei ein, "Fehler" gemacht zu haben. Eine in der Bundesrepublik lebende iranische Menschenrechtsaktivistin habe sie ausgenutzt.

Allerdings überlagerte eine Sprecherstimme ihre Worte vollständig. Auf den Fernsehbildern waren die Deutschen getrennt voneinander in Großaufnahme zu sehen. Beobachter verwiesen darauf, dass bei dem TV-Auftritt Druck ausgeübt worden sein könnte. Das Auswärtige Amt erklärte, es setze seine Bemühungen um die Freilassung der Journalisten fort.