Jerry Brown übernimmt Kalifornien. Er half einst Mutter Teresa und war mit Linda Ronstadt verbandelt. Geht Schwarzenegger zurück nach Hollywood?

Washington/Hamburg. Der Unterschied ist so gewaltig wie Arnold Schwarzeneggers (63) angespannter Bizeps: Der Mann, der den Job des früheren „Mister Universum“ und „Terminator“-Darstellers in Sacramento übernehmen wird, studierte einst Zen-Buddhismus. Er half Mutter Teresa in Kalkutta und ernährt sich vegetarisch. Jerry Brown (72) ist das intellektuelle, glatzköpfige Gegenstück zum „Gouvernator“, der nach zwei Amtszeiten die politische Bühne in Kalifornien räumen muss.

Als Schwarzenegger 1982 als „Conan der Barbar“ noch mit Schwertern wild um sich schlug, hatte Brown schon fast seine zweite Runde als kalifornischer Gouverneur absolviert. 1975 war er als jüngster Kandidat angetreten, heute ist er der älteste. Der Spitzname „Governor Moonbeam“ hängt dem früheren Weltraum-Fan noch immer an. Er war ein vehementer Vietnamkriegsgegner, der als Gouverneur in einer kleinen Wohnung lebte, Energiesparen propagierte und mit der Country-Rock-Sängerin Linda Ronstadt verbandelt war.

Brown hatte die ehemalige Ebay-Vorstandschefin Meg Whitman (54) geschlagen. Sie hatte mehr als 140 Millionen Dollar (fast 100 Millionen Euro) aus eigener Tasche in die Wahlschlacht gesteckt. Brown gab „nur“ knapp 30 Millionen Dollar aus. Es war – von Präsidentschaftswahlen abgesehen – das teuerste Rennen in der Geschichte der USA.

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„Ich habe immer noch den missionarischen Eifer, die Welt zu verändern“, sagte Brown nach seinem Wahlsieg vor jubelnden Anhängern in Oakland, wo der amtierende Justizminister zuvor acht Jahre als Bürgermeister den Ton angab. Schwarzenegger hinterlässt ihm ein schwieriges Erbe, mit einer Arbeitslosenquote von mehr als zwölf Prozent, mit der höchsten Zahl von Zwangsversteigerungen nach dem Kollaps des Immobilienmarktes und einem Milliardendefizit in der Haushaltskasse. Der einzige Lichtblick: Der Beliebtheitsgrad des scheidenden Politikers ist so tief gesunken, dass Brown als neuer Hoffnungsträger zumindest eine willkommene Abwechslung bietet.

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Volle Unterstützung für einen „reibungslosen Machtwechsel“ bot Schwarzenegger früh in der Wahlnacht an, noch bevor Brown offiziell seinen Sieg erklärt hatte. Neben den vielen Gegensätzen gibt es auch Gemeinsamkeiten, etwa ihr starkes Bekenntnis zum Umweltschutz. Schwarzenegger feierte denn auch jetzt mit Umweltschützern die Niederlage von „Proposition 23“ und damit die Beibehaltung eines strikten Klimaschutzgesetzes, für das er sich 2006 stark gemacht hatte. Gegner wollten die geplante Reduzierung von Treibhausgasen vorübergehend kippen, solange der Staat unter hoher Arbeitslosigkeit leidet. Die Initiative scheiterte – und das trotz der Millionenspenden großer texanischer Ölfirmen.

Schwarzenegger, der als „grüner“ Gouverneur in die Geschichte eingehen möchte, zeigte sich in der Wahlnacht gewohnt kämpferisch. Dass es ja keiner wagen sollte, sich in die kalifornische Umweltpolitik einzumischen, warnte der gebürtige Österreicher. „Dann sagen wir: Hasta la vista, Baby!“, grinste der Noch-Gouverneur. Über den einstigen Filmhelden wird gemunkelt, dass er wieder nach Hollywood zurückkehren könnte. Verschiedene Projekte und Regisseure sollen ihn angefragt haben, darunter „Avatar“-Macher James Cameron.