Deutschland und Frankreich wollen Russland enger an Europa und die Nato binden

Deauville. Historischer Fortschritt ist für die direkten Anlieger seines Herstellungsortes oft erst einmal unangenehm: Die Uferpromenade des französischen Seebades Deauville ist weiträumig abgesperrt. "Als wären wir hier in Nordkorea", schimpft ein Lokalpolitiker. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat hier Bundeskanzlerin Angela Merkel und den russischen Präsidenten Dmitri Medwedew zu Gast. Entsprechend hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen. Ziel dieses Dreier-Gipfels ist es, Russland näher an den Westen anzubinden und zu erklären, dass die neue Nato-Strategie mitnichten bedrohlich sei.

Gestern traf Sarkozy zunächst zu einem bilateralen Gespräch mit der Bundeskanzlerin zusammen, bevor am Abend ein gemeinsames Abendessen mit dem russischen Präsidenten auf dem Programm stand. Das Dinner im Restaurant Le Ciro's fand im "engeren Kreis" statt, was bedeutet, dass die drei Regierungschefs allein mit je einem Berater und den Dolmetschern am Tisch saßen. Der Élysée-Palast bemühte sich, den Eindruck zu zerstreuen, es könne sich bei der Dreier-Combo um eine neue Machtkonstellation handeln oder gar um ein "Direktorium zu dritt". Der Gipfel solle vor allem zum "Brainstorming" genutzt werden, hieß es auf gut Französisch.

Unterstrichen wurde auch, dass es sich nicht um das erste Treffen in dieser Zusammensetzung handelte. Diesmal wird es vor allem um Sicherheitsfragen gehen. Merkel und Sarkozy wollen bei Medwedew um Verständnis und Vertrauen werben für die neue Strategie des transatlantischen Verteidigungsbündnisses, welche die Nato auf ihrem Gipfel vom 19. bis 21. November in Lissabon verabschieden wird. Russische Militärs betrachten die Nato nach wie vor als größte strategische Gefahr und sind wenig begeistert von den aktuellen Plänen des Bündnisses, seine Sicherheit künftig mit einem neuartigen Raketenabwehrschirm zu gewährleisten.

Im Élysée ist man froh, in jüngster Zeit ermutigende Signale aus Moskau empfangen zu haben, die Vorboten eines neuen Zeitalters der Kooperation sein könnten. Dies betreffe etwa Russlands Unterstützung der Umsetzung der Sanktionen gegen den Iran. Neben Fragen der Sicherheit wird es auch um den Ausbau der Handelsbeziehungen zwischen Russland und der EU gehen. Moskau wiederum möchte Visa-Erleichterungen von der EU.