Der Premier erwägt eine Volksbefragung zu den Verhandlungen mit den Palästinensern. Mit Abbas will er sich künftig alle 14 Tage treffen.

Jerusalem/Washington. Vorstoß des Premiers: Das Volk soll über den Frieden abstimmen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sucht für ein mögliches Friedensabkommen mit den Palästinensern offenbar eine breite Basis in der Bevölkerung. Netanjahu schließe eine Volksabstimmung dazu nicht aus, berichtete der israelische Rundfunk. Netanjahu hatte sich direkt nach Abschluss der Friedensgespräche in Washington auf den Rückflug nach Israel gemacht. Aus der Umgebung des konservativen Regierungschefs verlautete, die Umsetzung eines Friedensabkommens werde lange dauern. Es werde sicher stufenweise umgesetzt und es werde immer wieder Überprüfungen geben.

Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatten in Washington vereinbart, die Verhandlungen über eine Friedenslösung am 14. September fortzusetzen und auch danach alle 14 Tage zusammenkommen. Es waren die ersten direkten Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern seit zwei Jahren. Beide bekräftigten dabei ihren Willen, innerhalb eines Jahres eine Friedenslösung zu erreichen.

Die radikal-islamische Hamas-Organisation im Gaza-Streifen lehnt die Gespräche ab und will sie torpedieren. Sie kündigte weitere Anschläge an. Die Hamas ist mit der gemäßigten Fatah von Abbas verfeindet, die im Westjordanland herrscht.

Kurz nach Beginn der Nahost-Friedensgespräche in Washington hatten Berichte über einen angeblichen neuen Anschlag militanter Palästinenser für neue Beunruhigung gesorgt. Eine israelische Armeesprecherin sagte jedoch, es habe eindeutig keine neue Attacke gegeben. Ein Israeli im Westjordanland habe fälschlich über Schüsse berichtet, die er nahe der Siedlung Ofra gehört habe. Soldaten hätten bei Untersuchungen vor Ort aber keine Hinweise auf eine Gewalttat gefunden. Bei zwei Anschlägen im Westjordanland waren am Dienstag und Mittwoch vier israelische Siedler getötet und ein Ehepaar verletzt worden. Zu den Bluttaten bekannte sich der bewaffnete Flügel der im Gazastreifen herrschenden Hamas.

Palästinenserpräsident Abbas und der israelische Ministerpräsident Netanjahu wollen von nun an alle zwei Wochen zusammenkommen und sich die Köpfe über eine Lösung des Jahrhundertkonflikts in ihrer Region zerbrechen. Viel Zeit haben sie nicht für ihre Bemühungen: Ziel der Treffen auf höchster Ebene ist eine Friedensvereinbarung binnen eines Jahres.

Ob Netanjahu und Abbas diese ehrgeizige Aufgabe stemmen können, steht jedoch noch in den Sternen. Skeptiker warnen, die Kluft zwischen Israelis und Palästinensern sei einfach zu groß, um sie zu überbrücken. Der Nahost-Konflikt – so glauben viele – lässt sich gar nicht lösen, sondern im besten Fall verwalten. Bei allem demonstrativen Optimismus in Washington sagte auch der erfahrene US-Nahostvermittler George Mitchell, es gebe weiterhin ernste Differenzen zwischen den Konfliktparteien.

Besonders explosiv sind die Jerusalem-Frage, der künftige Grenzverlauf einschließlich des Siedlungsproblems sowie das Schicksal der etwa 4,8 Millionen palästinensischen Flüchtlinge. Und im Hintergrund zündeln auf beiden Seiten die Extremisten, die alles tun wollen, um eine friedliche Lösung zu torpedieren.