Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz fordert Zugang in die belagerte Rebellenhochburg Homs - UN-Beobachter wollen im Land bleiben.

Genf/New York. Die syrische Rebellenhochburg Homs steht offenbar vor einer humanitären Tragödie. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) forderte am Mittwoch in Genf Zugang in die von Regierungstruppen belagerte Stadt, um Verletzte und Kranke zu evakuieren. Hunderte Zivilisten seien in der Kampfzone eingeschlossen. Dem IKRK zufolge vereinbarten Regierung und Opposition am Dienstag offiziell eine Waffenruhe.

In der Nacht zum Mittwoch lieferten sich syrische Rebellen im Nordwesten des Landes stundenlange Feuergefechte mit Regierungssoldaten. 20 Soldaten seien bei den Kämpfen in der Provinz Latakia getötet worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte unter Berufung auf Augenzeugen. Andere Aktivisten bestätigten stundenlange Gefechte in der Bergregion. Eine unabhängige Bestätigung gab es nicht.

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Ungeachtet der eskalierenden Gewalt in Syrien wollen die UN-Beobachter das Land nicht verlassen. Auch wenn die Beobachter bereits mehrfach beschossen worden seien, seien sie entschlossen zu bleiben, sagte der Leiter der Mission, der norwegische General Robert Mood, am Dienstag in New York. Zuvor hatte er den UN-Sicherheitsrat über die Situation in Syrien unterrichtet. Spekulationen über den kompletten Abbruch der Mission seien verfrüht.

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"Wir gehen nirgendwo hin“, bekräftigte Mood. Die Beobachtermission war am Samstag ausgesetzt worden, die UN-Mitarbeiter waren seitdem aus Sicherheitsgründen in ihren Quartieren geblieben. Um die Mission wieder aufzunehmen, müssten sowohl die Regierung als auch die Opposition den Beobachtern Bewegungsfreiheit zusichern, sagte Mood. Die Regierung habe ihm ein solches Versprechen in den vergangenen Tagen bereits gegeben, nicht aber die Opposition.

"Das Leid wird schlimmer“

Dem UN-Sicherheitsrat habe Mood berichtet, dass die Beobachter mindestens zehn Mal beschossen worden seien, sagte ein UN-Diplomat. Außerdem seien neun UN-Fahrzeuge beschädigt oder von Schüssen getroffen worden.

"Das Leid des syrischen Volkes, das Leid von Männern, Frauen und Kindern – viele von ihnen von den Kämpfen eingeschlossen – wird schlimmer“, sagte Mood anschließend vor Journalisten. Einen konkreten Zwischenfall, der für die Aussetzung der Beobachtermission gesorgt hatte, nannte Mood nicht. Eines der Probleme sei aber gewesen, dass ein Konvoi der UN-Mitarbeiter in der Stadt Haffa von einer aufgebrachten Menschenmenge angegriffen worden sei.

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Der syrische UN-Botschafter bezeichnete den mündlichen Bericht Moods als ausgewogen und rief alle Konfliktparteien dazu auf, die Wiederaufnahme der Beobachtermission zu ermöglichen.

US-Präsident Barack Obama sprach am Rande des G-20-Gipfels in Mexiko mit den Vertretern Russlands und Chinas über den Konflikt in Syrien. Die Treffen seien produktiv verlaufen, allerdings hätten sich beide Länder in dieser Frage noch nicht an die Seite der USA gestellt. Sie hätten aber die Gefahren eines offenen Bürgerkriegs erkannt. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte nach dem Gipfel auf einer Pressekonferenz, niemand dürfe für ein anderes Volk entscheiden, wer an der Macht sein solle.