Die Meinungsforscher und die Buchmacher glauben, dass irland den Vertrag von Lissabon ratifiziert. Doch es könnte wieder knapp werden.

Dublin. Bis zum Sonnabend noch muss die Europäische Union zittern, ob die Iren endlich den Vertrag von Lissabon in einem zweiten Volksentscheid durchwinken. Doch wenn es nach den Buchmachern geht, können sich die EU-Befürworter entspannen: Denn demnach wird die große Mehrheit der Iren den Reformvertrag befürworten. Beim Wettanbieter William Hill standen die meisten Wetten dafür, dass 60 bis 65 Prozent der Iren für den Vertrag stimmen.

„Es sieht so aus, als hätte die Ja-Seite beim zweiten Mal Glück“, sagte der Irland-Sprecher von William Hill, Tony Kenny, in Dublin. Die Ergebnisse werden am Sonnabendabend erwartet. Beim ersten Referendum im Juni 2008 hatten die Iren das Reformwerk abgelehnt. Bei einem erneuten Nein, gilt die EU-Reform als gescheitert.

Der Vertrag von Lissabon soll die EU zu schnelleren Entscheidungen fähig machen und den nationalen Parlamenten sowie dem Europaparlament mehr Rechte geben. Alle großen Parteien, Wirtschaftsverbände und Prominente in Irland hatten die Menschen aufgerufen, mit Ja zu stimmen. Ministerpräsident Brian Cowen sagte in einem letzten Aufruf vor dem Referendum, das Ergebnis werde die „zukünftige Richtung des Landes“ bestimmen. Mit einem Nein würde Irland das Vertrauen der EU verlieren.

Irland ist das einzige Land der EU, das per Verfassung die Bevölkerung über den Vertrag abstimmen lassen muss. Weil das Reformwerk nur mit Zustimmung aller 27 EU-Mitgliedsstaaten wirksam werden kann, erhielten die Iren nach ihrem Nein zur zweiten Abstimmung Zugeständnisse aus Brüssel.

Die Zustimmung zum Vertrag gilt vor allem wegen der desaströsen Wirtschaftslage in Irland als wahrscheinlich. Die Vertrags-Befürworter hatten davor gewarnt, dass bei einem Nein Investoren fernbleiben und Arbeitsplätze vernichtet würden. Die Lissabon-Gegner sahen darin eine Angst-Kampagne und warnten vor einem europäischen Superstaat, bei dem Irland immer mehr an politischer Eigenständigkeit verliere. Von dem Votum in Irland hängt auch ab, ob Polen und Tschechien den Vertrag ratifizieren. Der polnische Präsident Lech Kaczynski will im Falle eines positiven Ausgangs des Referendums in Irland den EU-Reformvertrag nicht länger blockieren.