Positives Signal für Europa: Irland sagt “Ja“! Die Iren haben abgestimmt - ganz offensichtlich zugunsten des Lissabon-Vertrages.

Dublin. Zum Schluss waren die Angst der Iren um ihre Jobs und die Sorge vor dem Zorn Europas wohl doch zu groß. Nach dem Nein beim Referendum im vergangenen Jahr stimmten die Wähler von der grünen Insel im zweiten Anlauf nach allem Anschein überraschend deutlich für das EU-Reformwerk. Damit ersparten sie Europa eine neuerliche Krise und ihrer Regierung eine weitere Blamage.

Aber es dürfte weniger die Liebe zu Europa gewesen sein, die die Iren seit der ersten Volksabstimmung entdeckt haben. Für den Meinungsumschwung waren eher handfeste eigene Interessen verantwortlich. Das einst so starke Land litt wie kaum ein anderes unter der weltweiten Krise. Die Wirtschaft ist am Boden, die Sehnsucht nach einem Retter ist groß. „Wir schaffen es nicht alleine“, hatten viele Iren ihr Ja zu Lissabon begründet.

Die Vertragsgegner sagten ihren Landsleute noch am Tag ihrer Niederlage drohende Enttäuschungen voraus. „Die Regierung hat den Wählern Jobs für ihr Ja versprochen. Wir haben nicht gewonnen, aber wir haben die Wahrheit gesagt, darauf bin ich stolz“, sagte der Europakritiker Declan Ganley. Der Gründer der europakritischen Partei Libertas hatte mit seiner Kampagne großen Anteil daran, dass der Vertrag von Lissabon beim ersten Referendum 2008 durchgefallen war. Er warf dem Ja-Lager vor, mit der Angst der Wähler gespielt zu haben. „Ich komme nächstes Jahr mit den „Ja-für-Jobs“-Wahlplakaten wieder. Dann werden wir sehen, wo wir stehen.“

Die Regierung wollte von einer Angst-Kampagne nichts wissen, sparte sich aber jegliches Triumphgebaren: „Die Wirtschaft hat die Schlüsselrolle gespielt. Hätten wir die Wähler in Angst versetzt oder sie gegängelt, wäre das Ergebnis nicht so klar ausgefallen“, sagte Außenminister Micheßl Martin. Finanzminister Brian Lenihan sah das internationale Vertrauen in Irland wiederhergestellt. „Die Regierung wird sich an keinen Jubelfeiern beteiligen. Wir befinden uns in einer schwierigen Situation. Aus diesem Grund haben die Menschen mit Ja gestimmt.“