Libanon: Kämpfe, Flucht, Proteste und neue Drohungen der Hisbollah - ohne die vier Konfliktparteien ringt die internationale Staatengemeinschaft in Rom um eine Lösung. Sie soll die Hisbollah im Libanon entwaffnen, damit Beirut das Land wieder voll kontrollieren kann.

Rom/Potsdam. Nach zwei Wochen schwerer Kämpfe im Libanon hat sich die internationale Gemeinschaft erstmals in einem gemeinsamen Anlauf für eine dringliche Waffenruhe eingesetzt. Zugleich sprachen sich rund 20 Staaten und Delegationen in der Nahost-Konferenz in Rom - bei der die Konfliktparteien Israel, Hisbollah und Hamas, aber auch die Geldgeber und Unterstützer der Hisbollah, der Iran und Syrien, fehlten - für die rasche Stationierung einer internationalen Truppe unter Uno-Mandat aus. Die Milizen im Libanon sollten entwaffnet und die Regierung in Beirut in die Lage versetzt werden, die volle Kontrolle im gesamten Land auszuüben.

Konferenz mahnt Israel zu äußerster Zurückhaltung

Israel wurde in der Erklärung zur "äußersten Zurückhaltung" ermahnt. Ein Durchbruch mit konkreten Beschlüssen wurde bei der vierstündigen Außenministerkonferenz aber nicht erzielt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wertete die Sitzung dennoch als einen ersten wesentlichen Schritt zur Waffenruhe in der Region. Es liege aber noch viel Arbeit vor der internationalen Staatengemeinschaft, sagte sie am Mittwoch bei einem Besuch im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam. "Die Zeit drängt. Die Menschen warten auf eine Lösung." Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier sah "die politische Schockstarre" nach der Eskalation der Gewalt überwunden. Wichtigstes Ergebnis sei, daß sich die Teilnehmer darauf verständigten, eine Verbesserung der humanitären Situation so schnell wie möglich in Angriff zu nehmen. "Der Erfolg dieser Konferenz ist zunächst einmal, daß sie den Hebel umlegt und wir wieder in Aktivitäten zurückkommen."

Friedenstruppe: Merkel schließt deutsche Beteiligung nicht aus

Merkel sagte, es sei eine große Schwierigkeit, ein der Lage angemessenes Mandat für eine Friedenstruppe zustande zu bringen. Die Frage nach einer deutschen Beteiligung daran stelle sich derzeit nicht. Merkel schloß aber eine deutsche Beteiligung an einer internationalen Libanon-Truppe nicht aus. Allerdings müsse die Uno zunächst ein Mandat erarbeiten. Die Bundesregierung lehnte eine Nato-Eingreiftruppe für den Nahost-Einsatz als ungeeignet ab.

Unterdessen sprach sich der Zentralrat der Juden in Deutschland gegen eine mögliche Beteiligung der Bundeswehr an einer Nahost-Friedenstruppe aus. Uno-Generalsekretär Kofi Annan sagte, er werde dem Uno-Sicherheitsrat die Frage einer Waffenruhe vorlegen. Syrien und der Iran, die die Hisbollah-Milizen finanzieren und ihnen Hilfe leisten, sollten in die Konfliktlösung mit eingebunden werden. Annan sagte: "Ich rufe die Hisbollah dazu auf, ihre gezielten Angriffe auf Bevölkerungszentren in Israel zu beenden. Und ich rufe Israel dazu auf, die Bombardierungen, Blockaden und Bodeneinsätze zu stoppen."