Einmarsch: Kämpfe, Flucht, Proteste und neue Drohungen der Hisbollah - ohne die vier Konfliktparteien ringt die internationale Staatengemeinschaft in Rom um eien Lösung

TEL AVIV/BEIRUT. Zwei Wochen nach Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen im Libanon hat die israelische Armee gestern ihre bisher höchsten Verluste bei den Kämpfen mit der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz hinnehmen müssen. Nach Angaben von libanesischen Sicherheitskreisen starben neun israelische Soldaten, 20 weitere wurden verletzt. Heftige Kämpfe gab es auch im Gaza-Streifen, wo 20 Palästinenser getötet wurden. Insgesamt forderten die Kämpfe bislang rund 460 Opfer, die meisten von ihnen sind libanesische Zivilisten.

Israel setzte den Aufmarsch an seiner Nordgrenze fort und verlegte zusätzliche Truppen. Auf Ziele im Süden Libanons flog die israelische Luftwaffe mindestens 47 Angriffe. Die Hisbollah feuerte erneut Raketen auf den Norden Israels ab.

Bei mehreren Angriffen im Gaza-Streifen töteten israelische Soldaten 16 Palästinenser. Es war die höchste Zahl von Todesopfern pro Tag seit Beginn der israelischen Offensive Ende Juni. Ein Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf. Erklärtes Ziel der israelischen Militäroffensive ist es, einen verschleppten Soldaten zu befreien und die Raketenangriffe von Extremisten auf Israel zu stoppen.

Sanitätern und Augenzeugen zufolge gehörten neun der Opfer radikalen Gruppen wie der Hamas und dem Islamischen Dschihad an. Es seien aber auch ein dreijähriges Mädchen und ein behinderter Mann ums Leben gekommen.

In der Nacht war die israelische Armee mit mindestens 30 Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in den nördlichen Teil des Gaza-Streifens eingerückt. In der Nähe der Hamas-Hochburg Dschabalja kam es den ganzen Tag über zu Gefechten mit Extremisten. Die Armee setzte Augenzeugen zufolge Drohnen ein, von denen Raketen abgefeuert worden seien. In Gaza bombardierten israelische Kampfflugzeuge Bürogebäude der Hamas.

Abbas-Berater Saeb Erekat sagte, über den Krieg im Libanon dürfe der Konflikt in den Palästinensergebieten nicht aus dem Blick geraten. "Dies ist der vergessene Krieg", sagte er. Seit Beginn der israelischen Offensive im Gaza-Streifen wurden 137 Palästinenser getötet.