USA stellt sich im Sicherheitsrat gegen eine Verurteilung Israels wegen der Tötung der vier Blauhelmsoldaten. Die Uno-Soldaten sollen die israelische Armee vor dem tödlichen Angriff mehrfach aufgefordert haben, das Bombardement einzustellen.

JERUSALEM. Israel wertet die Uneinigkeit der internationalen Staatengemeinschaft über einen sofortigen Waffenstillstand im Libanon als grünes Licht für die Fortsetzung seiner Offensive.

Die Nahost-Konferenz in Rom habe hierfür die "Genehmigung" erteilt, auch wenn einige Delegierte nur "zähneknirschend" zugestimmt hätten, sagte Justizminister Haim Ramon im Armeerundfunk. Das Kabinett in Jerusalem wollte noch am Donnerstag über eine Ausweitung der Militäraktion gegen die schiitische Hisbollah-Miliz entscheiden.

Ramon erklärte, die Luftwaffe müsse die Ortschaften im Südlibanon stärker bombardieren, bevor Bodentruppen einrücken könnten. Er bezog sich damit offensichtlich auf die bislang höchsten Verluste an einem Tag: Bei Nahkämpfen mit Milizionären wurden am Mittwoch neun israelische Soldaten getötet und 25 verwundet. Die Zerstörung ganzer Dörfer rechtfertigte der Justizminister damit, daß es sich hier lediglich um Stützpunkte der Hisbollah handele. Die Zivilbevölkerung habe genug Zeit gehabt, den Süden Libanons zu verlassen.

Ranghohe Vertreter der Streitkräfte befürworten eine Ausweitung der Offensive, wie aus Regierungskreisen verlautete. Laut einem Bericht der Zeitung "Haaretz" wurde die Regierung von der Heeresführung dafür kritisiert, daß sie am Mittwoch keine umfassendere Bodenoffensive angeordnet hatte. Damit wären die Truppen im Vorteil gegenüber der Hisbollah gewesen. Der Konflikt hat seit dem 12. Juli 52 Menschen in Israel das Leben gekostet, darunter 34 Soldaten. Im Libanon wurden 423 Menschen getötet.

In der Nacht zum Donnerstag beschoß die israelische Luftwaffe nach libanesischen Rundfunkberichten einen 50 Kilometer nördlich von Beirut gelegenen libanesischen Militärstützpunkt und eine benachbarte Relaisstation des staatlichen Rundfunks. Aus israelischen Militärkreisen verlautete, Ziel des Angriffs sei eine Radarstation der Hisbollah-Miliz gewesen.

Die Teilnehmer der Nahost-Konferenz in Rom konnten sich am Mittwoch nicht auf ein Programm für eine sofortige Waffenruhe verständigen. Während die meisten europäischen Regierungen einen Stop der israelischen Angriffe im Libanon forderten, wollten die USA den Streitkräften mehr Zeit geben, um die Hisbollah-Miliz zu zerschlagen. Die USA blockierten am Mittwochabend auch eine Erklärung im Weltsicherheitsrat, in der Israel wegen des Angriffs auf einen Uno-Beobachterposten im Südlibanon verurteilt werden sollte.

Dabei waren in der Nacht zum Mittwoch vier Blauhelmsoldaten getötet worden. Die USA hatten nach Angaben von Uno-Diplomaten Einwände gegen einen Absatz der Erklärung, in dem es hieß, der Sicherheitsrat "verurteilt jeden vorsätzlichen Angriff auf Uno-Mitarbeiter und betont, daß solche Angriffe nicht hinnehmbar sind".

Einem Uno-Bericht zufolge forderten die Soldaten der Uno-Beobachtermission im Libanon (Unifil) Israel mehrfach zu einem Ende des Bombardements auf. Sie hätten binnen sechs Stunden zehn Mal bei den israelischen Streitkräften angerufen, und jedes Mal sei ihnen ein Ende der Angriffe zugesagt worden, die sich gegen Ziele in der Umgebung des Beobachterpostens gerichtet hätten. Dies sagte ein Uno-Vertreter, dem der Inhalt des vorläufigen Berichts bekannt war.

Auch im Gazastreifen setzten die israelischen Streitkräfte ihre Offensive gegen militante Palästinenser fort. Die Luftwaffe beschoß am späten Mittwochabend das Haus eines ranghohen Hamas-Kommandeurs mit Raketen. Dabei wurden vier Bewohner benachbarter Häuser im Flüchtlingslager Dschabalija verletzt, wie die palästinensischen Behörden mitteilten. Eine 75jährige Frau sei von Splittern einer israelischen Panzergranate getötet worden.