Favoriten seien der frühere Ratsvorsitzende der EKD Wolfgang Huber, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth oder der ehemalige UN-Mann Klaus Töpfer.

Berlin/München. Die Parteien suchen auf Hochtouren nach einem geeigneten Präsidentschaftskandidaten. Laut CSU-Chef Horst Seehofer ist die schwarz-gelbe Koalition schon gut vorangekommen. Er hält einen Abschluss der Suche am heutigen Abend für gar nicht so unwahrscheinlich. Die CSU wolle ein längeres Tauziehen möglichst vermeiden, betonte er.

Außerdem berichtete Seehofer, er habe vom CSU-Präsidium freie Hand für die Verhandlungen mit den Koalitionsspitzen bekommen. Ein Teilnehmer redete von Prokura für den Parteichef.

In der Sitzung sprachen sich einige Teilnehmer für die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) als Kandidatin aus. Genannt wurden auch der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, und der frühere Chef des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer. Bei Huber sei aber in der Sitzung nicht ganz klar geworden, ob er überhaupt Interesse habe, hieß es anschließend. Gegen den früheren DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck als Kandidat wurden in der Sitzung von mehreren Teilnehmern deutliche Vorbehalte vorgebracht.

Das CSU-Präsidium habe sich auf niemanden festgelegt – „weil der Parteivorsitzende (Horst Seehofer) freie Hand haben soll“, hieß es. Es sei aber klares Ziel der CSU, eine Kampfkandidatur möglichst zu vermeiden.

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Seehofer bestätigte nach der Sitzung, dass Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) nicht als Kandidat zur Verfügung stehe. „Das war allerspätestens heute in der Früh schon klar.“ Lammert habe offenbar von Anfang an keine Präferenz für dieses Amt gehabt.

Seehofer lehnte es ansonsten ab, zu Namen Stellung zu nehmen. „Ich glaube, es ist nicht angemessen, wenn man dieses Verfahren jetzt mit lauter Ankündigungen und Spekulationen öffentlich begleitet“, sagte er vor der Sitzung. „Auch ein Auswahlverfahren muss einen Stil haben.“

Der CSU-Chef machte deutlich, dass er bei der Kandidatensuche einen Konsens über die Parteigrenzen hinweg befürwortet. „Ich denke, es geht ja auch um das Amt des Bundespräsidenten, dass dies keinen Schaden nimmt. Und ich glaube, da sind jetzt alle Demokraten aufgerufen, vernünftig mit dem ganzen Auswahlverfahren, mit dem Prozedere umzugehen“, sagte Seehofer und fügte hinzu: „Ich glaube, das ergibt sich als Auftrag aus den letzten Wochen.“

Saar-Regierungschefin Annegret Kramp-Karrenbauer geht trotz Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Konsens-Kandidaten für das Präsidentenamt von einer Verständigung von Koalition und Opposition aus. „Ich bin der festen Überzeugung, dass es einen gemeinsamen Vorschlag und einen sehr überzeugenden Vorschlag geben wird“, sagte die CDU-Ministerpräsidentin am Sonntag im Deutschlandfunk.

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Dies sei eine Notwendigkeit und werde von den Menschen jetzt erwartet. „Das, was sie sicherlich nicht wollen, wäre ein wochenlang geführter Wahlkampf zwischen möglichen Kandidaten aus unterschiedlichen Lagern, der schon einen Vorgeschmack auf die Bundestagswahl im nächsten Jahr geben würde.“

In Berlin wird die Suche nach einem Nachfolger des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff fortgesetzt. Im Laufe des Tages werden die Spitzen von Union und FDP dazu erneut im Kanzleramt zusammenkommen. Offen ist noch, ob es auch ein Gespräch mit SPD und Grünen geben wird. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will die Nachfolgefrage sehr schnell klären.

Kramp-Karrenbauer sagte mit Blick auf die Affäre um Wulff und seinen Rücktritt, sie sehe das Amt insgesamt, inklusive Amtsinhaber, aber auch die Medien und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Politik in Mitleidenschaft gezogen. „Insofern haben die Vorgänge rund um den Bundespräsidenten keinem in dieser Republik wirklich gut getan.“

Derweil forderte Altbundespräsident Walter Scheel (FDP) den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff zum Verzicht auf seinen lebenslangen jährlichen Ehrensold in Höhe von 199.000 Euro auf. Dies befürwortet laut einer Umfrage auch eine große Mehrheit der Deutschen.

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Scheel sagte der Zeitung „Bild am Sonntag“, er wünsche sich, dass Wulff klug genug sei, auf seinen Ehrensold zu verzichten. „Damit könnte er beim deutschen Volk verlorenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.“

Nach einer Emnid-Umfrage der Zeitung fordern 78 Prozent der Deutschen, Wulff solle auf den Ehrensold verzichten – nur 19 Prozent halten die Pension für angemessen.

Mit Material von dpa und dapd