Die Gewalt sei aber überzogen gewesen – auf beiden Seiten. Der Bericht sorgt für neue Verstimmungen bei Israelis und Türken.

New York. Knapp eineinhalb Jahre nach einem israelischen Einsatz auf einem Schiff für den Gazastreifen sind in einem Uno-Bericht Vorwürfe gegen beide Seiten erhoben worden. Zwar sei die Seeblockade durch Israel rechtmäßig gewesen, heißt es in der Untersuchung. Bei dem Einsatz, bei dem auf dem Schiff neun Türken getötet wurden, hätten die Kommandotruppen überzogene Gewalt eingesetzt. Sie seien auf der „Mavi Marmara“ auf organisierten und gewalttätigen Widerstand gestoßen, hieß es aber zugleich.

Die Türkei hat am Freitag den israelischen Botschafter ausgewiesen, weil sich das Land nicht für den Militäreinsatz gegen eine Gaza-Hilfsflotte im vergangenen Jahr entschuldigt hat. Der Bericht wurde von einem Gremium verfasst, dem der frühere neuseeländische Ministerpräsident Geoffrey Palmer vorsitzt. Die Mitglieder aus Israel und der Türkei distanzierten sich von den wichtigsten Erkenntnissen des Berichtes, der am Freitag Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon übergeben werden sollte. Das Gutachten wurde bereits am Donnerstag auf der Webseite der „New York Times“ veröffentlicht.

Die Erstürmung der mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beladenen „Mavi Marmara“ im Mai 2010 hatte international für Entsetzen und Kritik an Israel gesorgt. Die Besatzung des Schiffes versuchte, Israels Blockade des von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Küstengebiets zu durchbrechen.

Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei litten unter dem Vorfall erheblich. Israel begründet die Blockade des Gazastreifens damit, den Waffenschmuggel in das Palästinensergebiet verhindern zu wollen. Die Palästinenser halten die Abriegelung für rechtswidrig und kritisieren sie als kollektive Bestrafung der 1,5 Millionen Einwohner des Gebiets. (rtr)