Ein geschwächter Mubarak hört auf einer Krankenliege im Gericht die Anklage und plädiert „nicht schuldig“

Kairo. Ein aschfahler Hosni Mubarak mit roten Ringen unter den Augen wurde auf einer Krankenliege in den zum Gerichtsgebäude umgebauten Hörsaal einer Polizeiakademie in Kairo gefahren, die einst nach ihm benannt war. Er verfolgte den ersten Prozesstag am Mittwoch von einem speziell angefertigten Käfig aus, wie es in Ägypten bei Strafverfahren üblich ist. Schon nach wenigen Stunden jedoch wurde die Verhandlung vertagt – auf den 15. August. Mubarak soll bis dahin in einem Militärkrankenhaus untergebracht und von einem Onkologen betreut werden. Es gibt Andeutungen, dass der 83-Jährige an Krebs erkrankt ist.

Neben ihm wachten seine beiden Söhne Gamal und Alaa in weißen Gefängnisanzügen. Sie hörten ebenso wie ihr Vater und wie Millionen Ägypter im ganzen Land an den Fernsehschirmen die Verlesung der Anklageschrift: Mubarak und seine Söhne sollen insgesamt sieben Villen im Wert von rund 7 Millionen Dollar (4,9 Millionen Euro) von dem Geschäftsmann Hussein Salem bekommen und ihm dafür günstig staatliches Land und eine Baugenehmigung für einen Hotelkomplex im Badeort Scharm el Scheich zugeschanzt haben.

Schwerer noch wiegt der Vorwurf, Mubarak habe während der ägyptischen Rebellion im Februar einen Befehl gegeben, durch den Demonstranten hätten getötet werden können. Sollte sich dieser Anklagepunkt bestätigen, droht dem Ex-Staatschef, der fast 30 Jahre lang das Land regiert hat, die Todesstrafe.

Der erste Prozesstag stand ganz im Zeichen von Formalitäten. „Ja, ich bin hier“, sagte Mubarak und hob langsam die Hand, als der Richter ihn aufforderte, sich zu identifizieren. Und er plädierte sogleich auf „nicht schuldig“. Auch seine Söhne wiesen, einen Koran in der Hand, die Anschuldigungen gegen sie zurück.

Mubarak hob gelegentlich den Kopf, um den Ausführungen des Gerichts besser folgen zu können. Ansonsten zeigte der ehemals mächtigste Mann des Landes wenige Regungen. Zuweilen legte er den Unterarm über sein Gesicht und bedeckte seine Augen – womöglich als Zeichen der Erschöpfung.

Für die Ägypter war es ein elektrisierendes Erlebnis, ihren ehemaligen Präsidenten in diesem Zustand zu erleben. Überall verfolgten sie die Live-Übertragung des Staatsfernsehens. Seit dem 10. Februar war Mubarak überhaupt erstmals wieder in der Öffentlichkeit zu sehen. „Das ist der Traum aller Ägypter, ihn so gedemütigt zu sehen, so wie er uns gedemütigt hat über fast 30 Jahre hinweg“, sagte Ghada Ali, die Mutter eines 17-jährigen Mädchens, das in Alexandria während der Rebellion im Februar erschossen worden war. Und sie fügte hinzu: „Ich will sein Herz so explodieren sehen wie das Herz meiner Tochter von einer einzigen Kugel explodiert ist.“