Erneuter Ansturm von Flüchtlingsbooten auf Lampedusa. Inselbewohner rebellieren zunehmend gegen die Neuankömmlinge aus Nordafrika.

Lampedusa. Der Flüchtlingsstrom nach Lampedusa reißt nicht ab: Mittlerweile beläuft sich die der fast ausschließlich tunesischen Flüchtlinge auf der italienischen Insel auf mehr als 5500. In der Nacht erreichten drei Boote mit zusammen 290 Immigranten an Bord die nur etwa 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernte Insel, berichteten italienische Medien am Dienstag. Das Auffanglager ist seit Tagen heillos überfüllt, die Insel kann den unaufhaltsamen Flüchtlingsansturm nicht verkraften.

In Lampedusa wurde am Dienstag das Marineschiff „San Marco“ erwartet, das etwa 1000 Bootsflüchtlinge in andere Lager bringen soll. Weil die Bevölkerung auf der nur 20 Quadratkilometer großen Insel zunehmend gegen den starken Flüchtlingsstrom rebelliert, hat Bürgermeister Bernardino De Rubeis den sofortigen Abtransport der Immigranten von Lampedusa verlangt. Dafür setzen sich auch humanitäre Organisationen und das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) ein.

Laut Italiens Innenminister Roberto Maroni (Lega Nord) sind seit Jahresbeginn 14.918 Flüchtlinge auf Lampedusa angekommen. Bei einer Pressekonferenz am Montag in Rom sagte Maroni, „fast alle“ dieser Ankömmlinge seien keine Flüchtlinge, sondern „Illegale“. Ferner seien in Catania die ersten 200 Flüchtlinge aus Libyen angekommen. Sizilianische Behörden gaben hingegen an, alle 200 Neuankömmlinge seien Ägypter und stammten aus Alexandria.

Maroni hatte am Montag erneut davor gewarnt, dass sich auf diesem Weg auch Terroristen einschleusen könnten. Italien strebt eine baldige Vereinbarung mit der neuen Regierung in Tunis an, um die Immigrantenwelle aus dem Unruheland einzudämmen. Nach dem Sturz des tunesischen Diktators Zine el Abidine Ben Ali hatten allein Mitte Februar innerhalb weniger Tage mehr als 5600 Menschen aus dem nordafrikanischen Land Lampedusa erreicht.

Nach der Ankunft weiterer Boote in der Nacht zum Montag war die Zahl der Immigranten auf etwa 4800 gestiegen. Damit kommt praktisch auf jeden Insulaner ein Flüchtling. Die nur 20 Quadratkilometer große Insel zählt knapp 5000 Einwohner. Sie liegt lediglich 130 Kilometer von Tunesiens Küste entfernt. Die Bevölkerung von Lampedusa rebelliert zunehmend gegen die Flüchtlingsflut und fordert ein rasches Handeln der Regierung in Rom. Diese will in den nächsten Tagen eine Vereinbarung mit der neuen Regierung in Tunis treffen, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen. Das Aufnahmelager auf Lampedusa ist nur für 850 Menschen ausgelegt. Per Schiff und Luftbrücke sollen die Ankömmlinge auf andere Aufnahmestellen in Italien verlegt werden.

Am Sonntag hatten Inselbewohner das Entladen eines Schiffes verhindert, das Zelte für Flüchtlinge an Bord hatte. Die italienische Regierung plante die Errichtung einer Zeltstadt auf dem Gelände einer ehemaligen Militärbasis im unbewohnten Teil der Insel, das unter Naturschutz steht. Dieses Vorhaben wird jedoch nach Angaben des Sprecher der Finanzpolizei wegen anhaltender Proteste der Bürger gegenwärtig nicht weiter verfolgt. (dpa/kna)