Der Wissenschaftler und 50-fache Doktorvater ist empört. Prof. Hansmann wirft Guttenberg schwerwiegende Täuschung vor.

Hamburg. Die Plagiatsaffäre um den erschlichenen Doktortitel des Verteidigungsministers hat eine neue Wendung bekommen. Sein eigener Doktorvater rückt von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ab – und gibt damit selbst Fehler zu. Der inzwischen emeritierte Professor Peter Häberle sagte, die Aberkennung des Doktortitels sei die notwendige Folge der Copy-and-Paste-Affäre gewesen. Dass er die Vorwürfe gegen den Schummel-Doktor erst zurückgewiesen hatte, sei vorschnell gewesen, hieß es in einer auf der Homepage der Universität Bayreuth veröffentlichten Erklärung Häberles. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Rücktritt Guttenbergs nichts wissen will, explodiert die Empörung im deutschen Wissenschaftsbetrieb.

Der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Karl-Werner Hansmann schrieb sich im Hamburger Abendblatt (Dienstagausgabe) seine Aufregung vom Leib. Er sprach von Fakten, die für jedermann einsehbar seien: im Internet unter http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate . Hansmann sprach von „schwerwiegender Täuschung der Promotionskommission, aber auch der Öffentlichkeit“, weil die Doktorarbeit veröffentlicht ist. Hansmann: „An vielen Stellen werden die sonst wörtlichen Übernahmen durch kleine Satzumstellungen verändert oder Zahlen korrigiert, wie in der Einleitung, wo die Gründung der USA im abgekupferten Original ,vor rund 200 Jahren’ stattfand, in der Doktorarbeit von zu Guttenberg ,vor über 215 Jahren’. Dass dies aus ,Versehen’ verändert wurde, ist praktisch unmöglich, da die Aussage kein handwerklicher Fehler, sondern sogar genauer als das Original ist.“

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+++ Der Guttenberg-Fall +++

Hansmann schrieb: „Die klare und wahrheitsgemäße Angabe des geistigen Eigentums anderer Menschen in einer wissenschaftlichen Arbeit ist die tragende Säule der Wissenschaft schlechthin, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Geben wir dieses Prinzip auf, ist keine wissenschaftliche Erkenntnis mehr überprüfbar und damit der wissenschaftliche Fortschritt in seinen Grundfesten erschüttert. Das dürfen wir als Wissenschaftler und als Staatsbürger nicht zulassen.“

Er schrieb, die Demonstrationen und Unterschriften-Sammlungen gegen Guttenberg spiegelten den Zorn vieler wider, „die mit hohem persönlichen Einsatz als junge Familienväter und -mütter ihre Examens- und Doktorarbeiten mit wissenschaftlicher Akribie und Ehrlichkeit geschrieben haben. Zu diesen Menschen zählen mehr als 99,9 Prozent meiner Studierenden, und ich bin sicher, dass dies auch an anderen Universitäten gilt“. Hansmanns Fazit: „Herr zu Guttenberg ist aufgrund der massiven Täuschungen in seiner Doktorarbeit für ein herausragendes politisches Amt, etwa als Bundesminister, nicht geeignet. Er sollte von der Kanzlerin unverzüglich entlassen werden.“