Die Schweiz zieht immer mehr deutsche Arbeitskräfte an. Das Hochdeutsch gehe ihr auf den Geist, schimpft die Abgeordnete Natalie Rickli.

Lörrach/Bern. Die Zahl deutscher Pendler in der Schweiz nimmt weiter zu und heizt dort die Debatte über die Einwanderung an. Wie die Wirtschaftsregion Südwest am Donnerstag in Lörrach mitteilte, nahm die Pendlerzahl aus dem Landkreis Lörrach im vergangenen Jahr um fast 1000 zu. Aus dem Landkreis Waldshut fuhren fast 800 Grenzgänger mehr zur Arbeit in die Schweiz. Von den insgesamt 54.496 Grenzgängerbewilligungen entfielen 70 Prozent auf diese beiden Landkreise – genau 23.228 auf Lörrach und 15.637 auf Waldshut.

Unter den Ausländern mit Wohnsitz in der Schweiz sind die Deutschen mit 270.000 Köpfen mittlerweile die größte Gruppe nach den rund 290.000 Italienern. Aktuell leben in der Schweiz mit ihren 7,9 Millionen Einwohnern rund 1,8 Millionen Ausländer, wie das schweizerische Bundesamt für Statistik bekanntgab. Angesichts dieser zahlen löste die Schweizer Abgeordnete Natalie Rickli eine heftige Diskussion um die Zuwanderung aus. „Wir haben wirklich zu viele Deutsche im Land“, hatte sie erklärt. Seitdem verstummen die Kommentare im Internet nicht. „Das überall zu hörende Hochdeutsch geht mir langsam aber sicher auf den Geist“, ist etwa in einem Forum des „Tagesanzeigers“ aus Zürich zu lesen.

Steuerabkommen droht zu scheitern

41 Prozent Steuern auf Geldanlagen in der Schweiz

„Sind wir ehrlich: Die Leute regen sich auf, weil wir zu viele Deutsche im Land haben“, hatte die junge Abgeordnete der konservativen Schweizer Volkspartei in einer Fernsehdiskussion erklärt. Und sie hatte nachgesetzt: Das übe Druck aus „auf den Schweizer Arbeitsmarkt, auf unsere Schulen, die Infrastruktur, auf den öffentlichen Verkehr, auf die Straße, auf die Wohnungsmieten“. Aktuell hat die Schweizer Regierung die Kritik der EU auf sich gezogen, weil sie den Zuzug von Menschen aus acht osteuropäischen EU-Ländern limitierte. Mit ihrer Polemik gegen Deutsche versuche Rickli, eine vorhandene Stimmung parteipolitisch zu nutzen, sagte Matthias Estermann, Gründer des „Vereins für Deutsche in der Schweiz“.

„Die Menschen denken so, aber keiner traut sich, das offen zu sagen“, meinte Estermann. Im Verhältnis zur Größe des Landes gebe es eine starke Zuwanderung, was Ängste schüre. Deutsche arbeiteten in der Schweiz in allen Bereichen, vom Gastgewerbe bis in hoch qualifizierte Tätigkeiten. (dpa/abendblatt.de)