Osama bin Laden hatte weitere Attentate geplant. Neue Details zur Kommandoaktion in Pakistan: Nur ein Bote bin Ladens hat geschossen.

Washington/Abbottabad. Das Terrornetzwerk al-Qaida von Osama bin Laden hat offenbar darüber nachgedacht, zum zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 Attentate auf Züge in den USA zu verüben. Das geht aus ersten Informationen vor, die den US-Behörden nach der Tötung von bin Laden zugänglich wurden, wie die Nachrichtenagentur AP erfuhr. Konkrete Pläne gab es nach Angaben von Terrorexperten aber vermutlich nicht. Bin Laden wurde in der Nacht zum Montag von einer US-Kommandoeinheit in einem Haus in der pakistanischen Stadt Abbottabad getötet. Nach dem Einsatz durchsuchten die Soldaten das Gebäude und nahmen Computer und Dokumente mit, die nun ausgewertet werden. Bei al-Qaida wurde demnach bis Februar 2010 überlegt, einen Zug in den USA entgleisen zu lassen, der dann in ein Tal oder von einer Brücke stürzen sollte, wie aus einer Warnung des US-Heimatschutzministeriums hervorgeht, die bereits an Behörden in den USA herausging.

Das Heimatschutzministerium hob aber hervor, dass es sich nur um einen ersten Eindruck nach der Prüfung des Materials handele, der irreführend sein könne. Eine offizielle Terrorwarnung sei deshalb nicht geplant, sagte der Sprecher des Heimatschutzministeriums, Matt Chandler. In den USA wurde 2009 ein geplanter Anschlag auf das New Yorker U-Bahnnetz vereitelt. Am Montag, nach dem Tod bin Ladens, warten die Sicherheitsbehörden vor Vergeltungsanschlägen.

US-Präsident Barack Obama trifft sich an diesem Freitag mit Mitgliedern des Spezialkommandos, das bin Laden ausgeschaltet hat. Wie US-Medien berichteten, will sich Obama bei den Navy Seals persönlich für die erfolgreiche Operation in Pakistan bedanken, bei der Bin Laden getötet wurde. Das Treffen findet demnach am Rande eines Besuchs in Fort Campbell (US-Bundesstaat Kentucky) statt.

Die Navy Seals sind bei ihrem Einsatz auf weit weniger Widerstand gestoßen, als von der US-Regierung zunächst angegeben. So schoss nur ein Mann auf die US-Soldaten, der schnell getötet wurde. Dann drangen die Soldaten in das Gebäude in der pakistanischen Stadt Abbottabad ein und erschossen vier weitere Personen, die unbewaffnet waren, darunter bin Laden, wie aus dem US-Verteidigungskreisen verlautete. Ursprünglich hatte es geheißen, es sei in dem Gebäude am Montag zu einem andauernden Feuergefecht gekommen. Als sich die Spezialeinheit dem Anwesen bin Ladens genähert habe, habe bin Ladens Bote Abu Ahmed al-Kuwaiti das Feuer eröffnet, sagte der Gewährsmann. Die US-Spezialeinheit habe zurückgeschossen und den Boten sowie eine Frau getötet, die sich in dessen Nähe befunden habe.

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Die Mehrheit der Deutschen findet, die USA hätten Terroristenführer bin Laden verhaften und nicht töten sollen. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für die ARD-Tagesthemen hervor. 42 Prozent sind der Ansicht, dass die USA das Recht hatten, bin Laden zu töten. 52 Prozent finden hingegen, die USA hätten versuchen sollen, bin Laden festzunehmen und ihn vor den internationalen Strafgerichtshof zu stellen. Eine knappe Mehrheit der Deutschen von 51 Prozent glaubt, dass mit der Tötung bin Ladens die Gefahr von terroristischen Anschlägen gestiegen ist. 45 Prozent sind der Ansicht, dass die Terrorgefahr gleich geblieben ist.

Mit Material von dapd, dpa, AFP, rtr