Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow ist Leserbotschafter des Hamburger Abendblatts, er vermittelt, hilft, engagiert sich für die Interessen der Leser. An den ersten Donnerstagen im Monat lässt er in seiner Kolumne Leser mit jeweils drei Fällen zu Wort kommen, konfrontiert damit die betroffenen Behörden, Institutionen und Unternehmen. Nicht alle Ärger-Fälle lassen sich lösen, manchmal gibt es nur Erklärungen. Am jeweils letzten Donnerstag dokumentiert er den "Fall des Monats" mit Ergebnis.

Fall 1: Telekom-Chaos nach Umzug

Lars Schmidt, 31, Angestellter, war mit seiner Verlobten und seiner Tochter umgezogen, da begann das Chaos. "Wir hatten bei der Telekom rechtzeitig einen Ummeldeantrag gestellt, dass Telefon- und TV-Anschluss in der neuen Wohnung neu eingerichtet werden sollten. Ein Termin für den Besuch des Technikers wurde vereinbart. Meine Freundin hatte sich extra frei genommen für den Tag. Doch niemand kam. Wir riefen bei Telekom an. Erst wurden wir immer weitergereicht. Dann hieß es, man werde sich bei uns melden. Aber nichts geschah. Ein Urlaubstag war weg, wir hatten extra Kosten wegen des Vorfalles, unter anderem Handykosten, alles in allem rund 40 Euro."

Stefanie Halle, Sprecherin von Telekom Hamburg und Norddeutschland: "Der Anschluss wurde geschaltet. Durch eine Überbuchung beim Service wurde der Auftrag aber nicht ordnungsgemäß abgewickelt. Dafür entschuldigen wir uns. Wir zahlen 30 Euro für den erlittenen Ärger."

Immerhin ein Trostpflaster!

Fall 2: Warten auf Steuerbescheid

Rudolf H. aus Winterhude zahlt seine Steuern, wie die meisten Bürger. Als er dem Leserbotschafter schreibt, wartet er seit 14 Monaten auf seinen Einkommenssteuerbescheid vom Finanzamt Hamburg-Nord: "Es ist eine Frechheit, dass der Staat derart lange mit Geld arbeitet, das ihm nicht gehört. Spätestens nach einem halben Jahr müssten Abschlagszahlungen geleistet werden. Im umgekehrten Fall stände nach drei Monaten der Gerichtsvollzieher bei mir vor der Tür."

Die Organisationsstruktur werde bei den Finanzämtern komplett umgestellt, beim Finanzamt Hamburg-Nord geschah das Ende Januar 2010 , so Finanzbehörden-Pressesprecher Daniel Stricker: "Zum Einzelfall darf ich aufgrund des Steuergeheimnisses nichts sagen. Die durchschnittlichen Durchlaufzeiten für Einkommenssteuererklärungen 2008 an den Hamburger Finanzämtern betrugen am 30. Juli 2010 für Arbeitnehmerfälle zwischen 6,5 und 12,6 Wochen. Das Finanzamt Hamburg-Nord hatte diesbezüglich eine durchschnittliche Durchlaufzeit von 10,1 Wochen."

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Fall 3: Nach Sturz, wer zahlt was?

Edith St. aus Barmbek ist 80 Jahre alt und noch ehrenamtlich sehr aktiv. Sie besucht Schulen und hilft dort Kindern, denen Lesen schwerfällt. "Bei einem dieser Besuche bin ich auf dem Schulgelände über einen Kantstein gestürzt", schreibt sie. Ihre Schulter wurde verletzt, im Krankenhaus Eilbek wurde sie behandelt. 18 Massagen wurden ihr von ihrer Krankenkasse bezahlt. "Doch bis heute habe ich Schmerzen in der Schulter. Ich habe eine Dorn-Therapie gemacht und gedacht, dass es danach besser würde, Fehlanzeige. Jetzt möchte ich Schmerzensgeld und meine Kosten für den Heilpraktiker erstattet haben." Melanie Nickel von der Behörde für Schule und Bildung sagte dazu: "Wir bedauern den Unfall sehr. Ehrenamtlich Tätige sind genauso wie Schüler oder Angestellte der Behörde über die Unfallkasse versichert. Die Unfallkasse hat die Kosten für Ärzte, Röntgen-Aufnahmen und Massagen übernommen. Die Unfallkasse zahlt aber keine Kosten für nicht anerkannte Heilverfahren, welche auch die gesetzliche Krankenversicherung nicht übernimmt - in diesem Fall die Kosten der Dorn-Therapie bei einer Heilpraktikerin. Und sie zahlt leider kein Schmerzensgeld - auch das ist gesetzlich so geregelt."

So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.